Im Jahr 1997 beschlossen wir 18000 DM in die Tourismusförderung der isländischen und amerikanischen Staaten zu investieren. 12000 DM gingen für uns 6 Kegelbrüder für die Flüge, die Unterkünfte und das Ausflugsprogramm drauf. Den Rest haben wir in gleichen Teilen für das notwendige Taschengeld unter uns aufgeteilt.
Ein Remscheider Reiseanbieter hatte diese einwöchige Tourkombination aus Island und Manhattan im Programm. Sicherlich kein Schnapp, denn Billigflüge waren Mitte der 90er noch rar. Von Hagen aus ging es per Shuttlebus nach Luxemburg. Und schon im Bus fiel auf , das der Standard Touri sich auf eine abwechslungsreiche Woche mit einem Kegelclub als Mitreisende einstellen mußte . Mit Tourshirt gekleidet und Dosenbier trinkend ( am frühen Vormittag ) wurden wir bei diversen anderen Gästen schon als Reise-Hooligans kategorisiert .
Über Luxemburg ging es dann per Flieger nach Island. Die Insel erschien nach langen und unspektakulären Flug im Atlantiknebel. Als wir uns dem Flughafen Kevlavik mit Sichtkontakt auf das lavabedeckte Terrain näherten , dachten wir an Jules Verne “ Reise zum Mittelpunkt der Erde „. Kein Baum oder Strauch war in dieser Lava-Einöde in Sichtweite. Auch nach dem CheckOut und der Busfahrt in Richtung der Hauptstadt Island´s ( Reykjavik ) wollte sich bei Nebel und leichtem Regen kein Reisefieber einstellen. Statt einer direkten Anfahrt zur Hauptstadt fuhr der Bus uns zur „Blauen Lagune“ ( auf isländisch Bláa Lónið )
Statt Bilder ( müssen wir noch scannen ) hier ein Link zum Thermalfreibad mit Wassertemperaturen zwischen 37 – 42 Grad Celsius. Quelle Google Maps Wir waren dort aber nicht selbst baden, denn der Rotschopf ( eine nette Mitreisende ) hatte Ihren Bikini nicht dabei. Statt dessen durften wir den Badegästen nur durch ein Loch im Maschendrahtzaun beim „Kochen“ zusehen, denn wegen der kalten Luft sah es fast so aus als würde das Wasser die doppelte Gradzahl haben.
Peter, unser Reiseleiter, hatte schon während der Anreise nach LUX die eine oder andere Erklärung zu allerlei „Orgakram“ und sonstiger Hinweise über das Busmikro ausgegeben . Wie in Deutschland und Luxemburg machte er auch auf Island Gebrauch von seinem Mikro. Ein sich immer wieder wiederholendes “ phhhhhhh phhhhhhhhh“ kündigte wieder minutenlange Erläuterungen von Ihm an. Hier soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass wir Ihn negativ in Erinnerung behalten haben. Ganz im Gegenteil, denn wir waren für Ihn die eher unkomplizierten und schnell zufrieden zu stellenden Gäste. Neben dem Rotschopf gab es noch andere „Bremsen“ und „Meckerköppe“; doch das sind die Basics für einen Reiseleiter. Spätestens bei den Geysiren hatten wir Ihn in´s Herz geschlossen, denn der von Ihm mitgebrachte Rum verschaffte uns in Kombination mit dem vom Magma aufgeheizten Wasser einen ökologischen Longdrink allererster Güte.
Unser Hotel in Reykjavik lag in unmittelbarer Nähe der Perle ( auf isländisch Perlan ) Das ist ein Warmwasserspeicher, der zum Zeitpunkt unserer Reise gerade erst 6 Jahre alt war. Ein interessantes Bauwerk , welches oberhalb eines kleinen Tannenwaldes auf einem Hügel gebaut wurde. Peter erklärte uns , dass ganz Reykjavik stolz auf diesen Weihnachtsbaumwald sei, denn das Wachstum sei bei diesen Bodenverhältnissen sehr eingeschränkt.
Wir haben selbstverständlich einen Abstecher zur Perle gemacht, denn Peter hatte uns eine gute Aussicht versprochen. Einen kurzen Rundumblick später haben wir noch einen Schnelldurchlauf einer im Foyer gezeigten Oldtimer – Ausstellung gemacht und sind dann in Richtung Stadtmitte Reykjavik gewandert. Da wir schon lange nichts mehr zum „Beißen“ hatten, haben wir dann eine Futterkrippe gesucht die uns nicht gleich am ersten Tag das Budget ruinierte. Das Essen war , soweit ich mich erinnere, noch verhältnismässig bezahlbar. Aber das Fläschchen Bier ( 0,33 Lt ) kostete nach Umrechnung der isländischen Krone stolze 10 deutsche Mark ! ! Die Pulle Bier sollte aber nicht das teuerste Getränk des Aufenthalts auf Island bleiben, denn während eines Besuches im Hard Rock Cafe mußten wir noch stolzere 18 DM für ein ( 1 ) Glas Isländer Braukunst berappen. Aber was soll´s …. wir bestellten noch eine Runde und hatten am Ende dann das Glück, dass nur eine der Runden zur Abrechnung kam.
Die Ausflüge auf Island waren trotz des Rotschopfes und Peter´s langatmiger Erklärungen der GEGEND sensationell . Höhepunkte waren der Besuch des Gullfoss Wasserfall und die Geysirlandschaft des Strokkur .
Als Vorgeschmack auf die, wie schon erwähnt, noch nicht digitalisierten Bilder müssen aktuell die Google Maps Streetviews ausreichen.
Leider lassen diese Aufnahmen nicht erahnen, welche Naturgewalten hier wirken. Als wir uns den in die Tiefe stürzenden Wassermassen des Gullfoss näherten, sahen wir einen scheinbar begehbaren Einschnitt des Felsmassivs . Da uns keiner daran hinderte beschlossen wir es zu wagen . Am Ende des Weges ( zur linken der Berg – zur rechten der Tod ) konnten wir unter dem tosenden Vorhang aus Schmelzwasser die Tour vorzeitig beenden. Mal abgesehen von der ohrenbetäubenden Lautstärke ; die Kraft des Wassers hätte uns bei Berührung in die Tiefe gezogen. Da wir noch nach Irland, Kuba und zu den Azoren wollten, gingen wir zurück und schauten uns das Spektakel von der nicht minder gefährlichen Plattform zur linken des Wasserfalls an. Auch dort gab es praktisch keine Einschränkungen bzgl. der Begehbarkeit der Kante . Ich kann mich an keinen von mir besuchten Ort auf diesem Globus erinnern, an dem ich mich kleiner und kraftloser fühlte.
Beim späteren Besuch des Strokkur ( Geysir ) ging es auf jeden Fall beschaulicher zu. Nicht dass die sich immer wieder ( 3-5 Minuten ) bildenden Wasserblasen, welche dann als kochende Wassersäulen in die Höhe schossen ( 25-35 Meter ) langweilig waren. Aber das Rauschen des Gullfoss hatte man noch irgendwie als Vergleich im Kopf. Neben den Geysiren gab es jede Menge kleiner Quellen und Seen , welche vom Magma erhitztes Wasser bereit hielten . Peter hatte wie schon erwähnt Rum und Becher dabei. Es gab natürlich wieder Sprüche und Kommentare von Mitreisenden aus unserem Bus. Aber wir waren nicht die einzigen Gäste , die sich von Peter einen Öko-Grog bereiten ließen.
Neben diesen beiden Orten besuchten wir noch den Platz, an dem erstmals das isländische Althing ( Parlament ) stattfand. Der Thingplatz ist inmitten eines riesigen Lavafeldes oberhalb einer, wie in die Landschaft geschlagenen Furche (Schlucht ) Ein beeindruckender Platz mit einer tollen Sicht auf die schneebedeckten Berge am Horizont. Wir waren übrigens Anfang Juni unterwegs . Also eine Zeit auf Island, an denen die Strassen für ca. 3 -4 Monate mal nicht schneebedeckt sind. Die Wegstrecke unserer Tagestour ging vorbei an kleinen Ortschaften (deren Häuser wie fast überall auf Island bunte Dächer hatten) , an Flüssen und Seen (welche schon von weitem erkennen ließen, das Badewasser nicht aus Schmelzwasser bestehen sollte ) und an einer immer noch schneebedeckten Hochebene. Peter ( phhhhhh, phhhhhhhh ) erklärte, das es sich hier nicht um Neuschnee handelte, sondern das wir hier die ( sehr ) lang ausgestreckte Zunge eines Gletschers vor uns hätten.
Wie dem interessierten Leser gegebenenfalls schon aufgefallen ist, standen die Naturspektakel bei diesem Teil der Tour eher im Vordergrund. Kneipentechnisch sind wir wegen der Luxussteuern auf schon dreimal besteuerte Steuern von hochprozentigen Getränken hier zu kurz gekommen. Aber wir waren entsprechend vorbereitet und hatten uns im DutyFree in Luxemburg mit Pernod und Southern eingedeckt. Statt Rum und/oder Whiskey standen diese Getränkemarken damals hoch im Kurs. Auf einem unserer Hotelzimmer gab des dann einen gemütlichen Abend mit Schuss. Habe ich Abend gesagt ? Es wurde einfach nicht dunkel, denn wir waren kurz vor der Mitsommernacht ( 21. Juni ) unterwegs. Der Begriff „weiße Nächte “ steht für die Wochen des Jahres , in denen es in der nördlichen Hemisphäre maximal dämmert . Dunkel wird es in dieser Zeit des Jahres auf jeden Fall nicht. Uns störte das nicht, denn die Pullen wollten wir auf keinen Fall in die USA importieren.
Wir hatten dann beschlossen, ein Fax ( wir waren noch im prähistorischen Zeitalter der modernen Kommunikation ) in´s Sauerland zu senden . Was wir da seinerzeit auf das Papier gekritzelt haben kann ich nicht mehr in meinem Gedächtnis abrufen , doch weiß ich noch sehr genau wie wir das Kunstwerk auf den Weg gebracht haben. Auf unserem Flur waren uns zuvor drei als WIKINGER gekleidete Herren begegnet. Wieso und weshalb die Krieger Odin´s mit Wikingerhelm und Schild unterwegs waren , ließ sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ergründen. Als wir kurz darauf mit dem FAX im Foyer des Hotels ankamen, waren wir erst einmal sprachlos.
Die drei Wikinger waren nicht alleine ! Gerade als wir ankamen verliessen gute 100 Krieger des Nordens das Hotel. Wir haben dann aber noch in Erfahrung bringen können , dass ein schon lange auf Island lebender Däne seine Freunde und Verwandte aus Dänemark zum Geburtstag eingeladen hatte. Ein netter, aber ein sicherlich nicht preiswerter Geburtstag. Alleine schon zum Aufgalopp des Abends bekamen seine Gäste mehrere Pullen Flaschenbier gereicht. Hochgerechnet auf den Kaufpreis einer Buddel, muss der Deckel des Aperitif gute 3000 DM gekostet haben.
Die Nächte die keine waren nutzen wir zum Vorschlafen , denn die folgenden Tage im Big Apple sollten im krassen Gegensatz zur tiefenentspannenden Landschaft Islands stehen.
Teil I der Tour war damit schon fast Geschichte. Bevor wir aber das Eiland verließen , zeigte uns Peter ( phhhhhhhh phhhhhhhh ) noch schnell das Haus, in dem Gorbi und Ronald Reagan elf Jahre zuvor Abrüstungsgespräche geführt hatten.
Im 2. Teil der Tourstory 97 heißt es dann : die Twins , die Twin Towers und der ausgefallene Ausflug nach Washington .