Malecon statt Malle 2010

Malecon statt Malle Wie in der Überschrift erkennbar trat das Unerwartete ein. Vermutlich waren wir 7 der erste Sauerländer Kegelclub , der im Altstadtbereich ( und ich rede von der noch zu renovierenden Altstadt ) von Havanna ein Casa Particular gebucht hat. Und mit Hilfe unseres französischen Mietwagens ( 7 Personen fassender Peugeotbus ) haben wir neben Havanna auch das Vinalestal und weitere Ecken Kuba´s besucht.

     

Malecon ?

Was in Gottes Namen ist Malecon. Geschweige denn wo ist das ? So würden sicher  98 % aller Kegler Deutschlands fragen. Wir, der KC Rakete , haben jedenfalls eine weitere aussergewöhnliche Reise ( für einen Kegelclub ) unternommen.

Nach Island in Kombination mit Manhattan ( 1997 ) und Irland ( 2003 ) haben wir das Angesparte nun in CUC getauscht und uns auf Entdeckungsreise nach Havanna begeben.

Vor Ort angekommen ( gegen 22:30 Uhr fuhr der Airport Shuttle Minibus durch Havanna´s Altstadt ) blieb uns die Vorfreude im Hals stecken. Ausgestorbene Strassenzüge , die mich irgendwie an Vorstädte aus Tschechien oder Polen ( zu Beginn der 90er ) erinnerten.

Geschäfte Mangelware. Statt dessen triste und stark verfallene Häuser . Ab und an erfreute uns der Anblick der ersten OLDTIMER an den wenig belebten Kreuzungen. Das Ampelsystem lenkte uns ein wenig ab. ( Dem Fahrer wird aus jeder Richtung in rot oder grün leuchtender Schrift angezeigt, wieviel Sekunden der jeweilige Aufenthalt an der Kreuzung noch dauern wird . Klappt gut .( Ein Pkt für Fidel )

Dem Fahrer hatte ich einen Stadtplan mit der Adresse unseres Casa Particular gegeben ( Das sind private Anbieter von Unterkünften . Jedoch sind diese nur mit Fidel´s Genehmigung buchbar. Da die Regierung mitverdient geht ein Pkt. an den Westen ; 1:1 Unentschieden )

Der Fahrer war anscheinend noch nie in die Verlegeheit gekommen, diesen Teil Havanna´s anfahren zu müßen. Nach Befragung von gefährlich dreinschauenden Checker`n latainamerikanischen Ursprungs gelang es Ihm dann die Strasse von der richtigen Seite anzufahren. Das Blocksystem ist ähnlich dem carreehaften Aufbau amerikanischer Strassenzüge. Wer es begreift findet Adressen ( Da und da – Ecke Da und da ) schneller als unsereins den Döner Ali in der „So und So“ in Frankfurt Rödelheim . Von daher2:1 für Fidel .

Der Gastgeber hatte uns dann freundlich empfangen , netterweise Dosenbier in den Kühlschränken der kleinen aber sauberen Zimmer verteilt und dann die Tür nach draussen mehrfach verriegelt. ( beruhigend aber auch irgendwie nicht.. kein Pkt. , also weiterhin 2:1 für Fidel )

     

Kulturschock

Nach gefühlten 3-4 Stunden Schlaf  gab es dann aus Sicht des Vermieters wahrscheinlich schon viel zu früh Rumoren auf dem Flur.

Die Änderung der Uhrzeit war am Vorabend nicht korrekt von uns eingestellt worden. Daher standen wir statt wie vereinbart um 07:30 Uhr  schon um 06:30 Uhr zum Kaffee bereit. Egal; der Kaffee wurde vom Chef selbst in einer ital. Alukanne zubereitet. Dazu gab es Obstteller mit frischer Mango, Ananas und Papaya. Spiegeleier , Wurst , Marmelade und Honig rundeten das Mahl ab und ließen uns vergnüglicher dreinschauen. Voller Vorfreude liessen wir uns dann die dreifach verriegelte Eingangstür öffnen und riskierten einen Blick auf die uns unbekannte Welt. Ebenso staunend standen uns „Robinson´s“ dann die Nachfahren von „Freitag“ (frei nach Dafoe) gegenüber. Die Strassenkreuzung war einseitig in sonniges Licht getaucht. Die andere Seite war noch vollends im Schatten der Nacht versunken. Kinder in Schuluniform rannten durch die Strasse ; Dreiradtaxis mit “ Maggiwerbung “ ( ??? ) radelten an uns vorbei und an der Ecke wurde die Stossstange eines Oldtimers mit einem Vorschlaghammer gerichtet .

Beim staatlichen Bäcker gegenüber standen die Menschen Schlange . Als Auswahl gab es weisses weiches Brot oder weisses weiches Brot . Unser Gastgeber hatte weisses baguettähnliches Brot mit Kruste . Woher wohl; denn wenn der Bäcker gegenüber wohnt, sollte man dafür doch keine Weltreise machen müßen. Mußter er aber . Daher 2:2 für unsere Bäckergenossenschaften )

Oldtimerfahrt

Nach gefühlt 200 gemachten Fotos , bzw. gerauchten Zigaretten vor der Haustür ( man hätte die Zigaretten auch als Friedenspfeifen ansehen können ) bechlossen wir dann die „Wildnis“ näher zu erkunden. Außerdem sollte ja schon heute morgen der erste fest gebuchte Reiseblock stattfinden. ( Treffpunkt ; ein Hotel in der Nähe )
Nachdem wir 2 Strassenzüge „unverletzt überlebt“ hatten fühlten wir uns wie Kurt Russel in John Carpenter´s SFI „Die Klapperschlange“ . Vor uns öffnete sich der Blick in Richtung Key West ( Sehen konnte man die USA nicht; doch vermittelte das offene Meer das Gefühl der Freiheit )

Nach nur einem weiteren Block in Richtung Osten mußten wir dann schon wieder in die Strassenschluchten der Altstadt einbiegen. Schon selbstsicherer gingen wir rucksackbepackt dabei vor. Aufgrund der vielen fremdartig erscheinenden Gefährte aus einer längst vergangenen Zeit sahen wir die meisten der Oldtimer nur durch den Sucher der Digicams. Am Treffpunkt angekommen wurde dann die Terasse in Beschlag genommen und ein Kaffee bestellt ( Ohh und Ahh wechselten sich dabei ab, denn der Kaffee war kurz vor der Mutation zum Rohöl. Der Löffel schien darin stehen zu können. ).

Zum Kaffee wurde dann das erste Bier geordert. Der Reiseführer erschien und sprach uns erstaunlicherweise auf hochdeutsch an. Er hatte auf Kuba Germanistik studiert und führt nun schon seit 20 Jahren Touristen durch die Stadt. Wer nicht pünktlich kam, waren die Oldtimer. Aber Ihr Erscheinen versetzte die Herren Kegelbrüder dann ein weiteres Mal in Fotografierlaune. ( Gut dass es 4 GB SD Karten gibt. Und das diese mittlerweile auch bezahlbar sind )

        

Juan und Jose

Juan und Jose fuhren dann mit uns 7 ( plus dem Reiseführer ) Neubürgern durch ein anderes HAVANNA . Meist ging die Tour vorbei an Prachtstrassen ( wie dem Prado ) und bemerkenswerten Gebäuden ( wie dem Kapitol , dass bis 1959 Sitz der Regierung war. ( Herr Castro änderte dies bekanntlicherweise auf seine Weise – 3:2 für Fidel )


Wir knipsten was das Zeug hielt. Jeder der wollte durfte mal am Steuer des „parkenden“ Buick´s sitzen. Und wir liessen uns an Tourizentralsammelstellen ( wie dem Floridadita , Ernest Hemmingway´s Stammkneipe; oder dem Platz der Revolution ) wie Popstars feiern. Die Touri´s feierten aber wohl eher den Anblick der Oldtimer.

         

Die Kisten aus den 50er Jahren sind garantiert nicht geeignet für die Erteilung einer Umweltplakette. Einer TÜV Vorstellung müßten sicherlich mehrere hundert Stunden Arbeit und Tausende von €uro / US $ zur Beschaffung von Ersatzteilen vorausgehen.
Aber das würde Fidel nicht zulassen.
Eine Ausfuhr ist strengstens untersagt. Und aufgrund fehlender Originalteile werden Ersatzteile aus allen möglichen Fzg. zum Erhalt benutzt.

Was soll´s … Fidel bekommt hier unsere Unterstützung. Man stelle sich vor, dass der Ami all die Kisten aufkauft und man statt dessen nur noch langweilige Stretchlimos auf den Strassen sehen würde. Ich bin jedenfalls froh, dass Kuba in dieser Form gesehen zu haben. Daher 4:2 für Fidel .

     

Angelhaken und Trinkgelder

In den Folgetagen kam es immer wieder zu Begegnungen mit Juan ( Fahrer des pinkfarbenen Buick ) Per Handschlag wurden wir dabei begrüßt. Wie kommt sowas? Freundschaft oder Geschäftssinn? Oder war das Trinkgeld zu fett ?

2 Cuc ( 1 CUC = 0,7846 EUR ) sind doch nicht die Welt. Oder ? Wenn dies für uns nicht zutrifft, so ist dies auf Kuba sicherlich anders. Was kann man hier bloss alles von 2 Cuc beschaffen ? Zum Beispiel kann man die 2 CUC in ca. 50 Peso Nacionale wandeln. Allerdings kann ich nicht wirklich sagen welche Kaufkraft man damit vor Ort hat, denn die „Shops“ für diese zweite existierende Währung sind für Touristen tabu, bzw. nicht erkennbar.

Sicherlich gehört Juan schon zu den previligierten Personen. Der Buick ist genau wie der Verantalter in staatlicher Hand. Devisen werden dringend gebraucht. Spenden sind in jeder Form willkommen. Jeder kann alles gebrauchen. Egal ob als Sachspende oder als CUC.

Auf einem Parkplatz am Mirador ( Aussichtspunkt ) bei Matanzas haben wir dem Parkplatzwächter einen „Angelhaken mit Stahlvorfach“ geschenkt. Dieser war vollkommen perplex und staunte das Geschenk aus dem Osten minutenlang an .

Feuerzeuge, Seife und sonstige Artikel des tägl. Lebens kommen in Havanna sehr gut an. Einer Nachbarin unseres Vermieters habe ich zum Beispiel eine Tafel Lindt-Schokolade zukommen lassen. Immerhin hatte mich die gute Frau auf das Dach Ihres Hauses klettern lassen. ( 250 MB später habe ich mich dann auf den beschwerlichen Rückweg begeben, denn das Treppenhaus war eher ein Übungsplatz für Alpinisten als ein Hausflur )

All diese Dinge des täglichen Lebens sollten eigentlich für jeden zugänglich sein. Daher ein klarer Pkt. für den freien Westen. Damit steht es nun nur noch 4:3 für Fidel .

Malecon

   

Am Abend trifft sich die halbe Stadt an der Stadtpromenade . Diese heißt Malecon und verläuft längsseits der Stadt vom Hafen bis in die Vororte im Westen. Bei ruhiger See kann man ganz entspannt auf der Mauer sitzen und auf Meer hinausschauen.

Ist das Meer aber in Wallung , dann ist es fast unmöglich trockenen Hauptes auf der Promenade zu flanieren. Die Wellen schlagen dann so extrem auf, dass das Wasser bis zu 5 Meter über die Mauer nach oben und dann auf den Gehweg schiesst.

Oder man dreht sich um und schaut auf die Oldtimer . Neben den Oldtimern gibt es natürlich auch noch sonstige Schönheiten zu bewundern.

Diese werden landestypisch Chicas genannt und Grinsen jeden ( auch Nichttouris ) aufreizend an.Sagt man nein, bzw. NO, GRACIAS, dann verschwinden die Mädchen ( leider sind darunter auch schon 15-16 jährige ) genauso schnell wie Sie gekommen sind. Muß das sein ? Nein. Fidel , tu was für dein Volk und versorge es besser mit den Devisen der Touris. Trotz ständiger Präsenz der Staatspolizei konnte man den einen oder anderen Europäer mit einem dunkelhäutigen Mädchen am Malecon sitzen sehen. Daher ein glatter Punktabzug für Fidel . Hier muss sich was ändern. Deshalb steht es jetzt nur noch 3:2 für Fidel

Oldtimer 

Ein besonders schönes Exemplar konnte ich an einer Tanke auf dem Weg zum Playa de Este ( dem Stadtstrand Havanna´s ) ablichten. Der Fahrer war stolz, dass sein Auto soviel Aufmerksamkeit bekommt.

          

An dieser Tanke hatten wir dann auch ein zufälliges Treffen mit einem deutschsprachigen Kubaner , der in seiner Jugend die DDR besucht hatte. Karl Marx Stadt ( heute Chemnitz ) war Mitte der 80er seine Wahlheimat für ein Studium. Heute fährt er einen Kleintransporter und versorgt Tanken mit Ware. ( Sofern welche da ist ) . Mit stolzer Brust wies er dann auch noch auf den Deutschlandschal an seiner Kabinenscheibe hin. Nur fotografiert werden wollte er nicht damit.

Da er anscheinend immer noch Kontakte nach Europa pflegen darf ( denn den Schal hatte er während der EM 2008 in Dld. erworben ) und einen entsprechenden Sponsor dafür hat, kann man seine Scheu nachvollziehen. Fidel läßt seine Leute also auch manchmal reisen. ( Wenn mir da mal jemand was verbindliches zu sagen kann, wäre das hilfreich. Nicht das ich hier Halbwahrheiten verbreite )

Honni hatte bekanntlich Westreisen unterbunden. Daher hatte sich das Volk dann ja auch abgewandt und Karl Marx Stadt heißt nun wieder Chemnitz . Fidel, öffne dich noch mehr in Richtung „Osten “ [ 🙂 ]. 1 Pkt. – damit wieder 4:3 für Fidel

Musik

An jeder Ecke bekommt man in Havanna die volle Breitseite Salsa zu hören. Egal ob im touristischen Strassencafe, den Hotellobby´s oder den wenigen Restaurants. Manchmal überlagern sich sogar die Bands aufgrund der Nähe der Standorte zueinander. In Havanna selbst haben wir nichts „schlechtes“ gehört. **
Bei einem Tagesausflug an die palmengesäumten Strände in und um Varadero sah das anders aus. Wir besuchten dort lediglich einen Schnellimbiß an der Durchfahrtstrasse in Vardero´s Zentrum ( ho ho , ein Zentrum zum Einschlafen )
Unmittelbar nach der Bestellung der ersten 6 Bucanero ( plus 1 tuKola für den Fahrer und Autor ) kamen auch schon die Bandmitglieder aus Ihren Verstecken. Nachdem dann auch die Sängerinnen den Weg zum Imbiss gefunden hatten, ging es leider los. Uns verwöhnten Neubürgern Havanna´s konnte der Sound nicht animieren , den nach dem ersten Set noch leeren Trinkgeldbeutel anzufüttern. Ausser uns war noch ein kanadisches Ehepaar mittleren Alters auf der Terasse.
Die beiden waren schier begeistert vom karibischen Flair der Durchfahrtstrasse. Ok, wenn man aus einer 5 Sterne All Inclusive Anlage kommt, ist so ein Ausflug schon ein Abenteuer.

Wir mußten uns dann auch noch den 2. Set anhören, denn der Begriff Schnellimbiss bekommt bei einer Bestellung eines “ gebratenen Pollo mit Reis “ eine andere Bedeutung. Der Kollege Chefkoch und seine Bedienung mußten erst einmal den gemauerten Grill anfeuern. Frische Kohle drauf, 10 Minuten Luft fächeln und nach weiteren 20 – 30 Minuten war der Hahn dann auch schon gegrillt. Daß der Preis von~ 3,5 Cuc nun überhaupt nicht im Verhälnis zum wirtschaftlichen Aufwand des Imbißbetreibers stehen kann , sollte jedem klar sein. Aber unter dem Strich muß man sagen, dass der Hahn gut durchgebraten und schmackhaft gewürzt war. ( dies war nicht überall so, denn Pollo mit Reis wiederholte sich leider zu oft unter den zur Verfügung stehenden Speisen ) Für Varadero müßen wir Fidel leider einen Pkt. abziehen ( das geht garnicht !! ) Also wieder 3:3

      
Der Mann am Bass ist Mitglied der Band, die im Havanna Rum Club auftritt. Wir haben das Museum links liegen lassen und uns direkt zur Tränke begeben. Die meisten Touris waren Gott sei Dank nicht im Barraum. Wahrscheinlich ließ dies der knapp bemessene Busfahrplan der Varaderoreisenden nicht zu. Museumsrundgang und fünf Minuten im Merchandiseshop . Schnell noch ein Foto und ein verstohlener Blick in die Bar. Nur zu, denn so hatten wir den Laden fast für uns.

Cuba Libre und Mojito werden dort zu erschwinglichen ( für Europäer ) Preisen angeboten. Und bei der Live Musik macht das Trinken doppelt Spass. Ausserdem konnte das Sandwich mit Ham & Cheese durchaus überzeugen.
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Zum Thema Musik fallen mir dann noch 2 Begebenheiten ein.

1. Auf dem Weg aus der echten Altstadt zur “ Stadtmitte Süd “ konnten wir an einer Durchgangsstrasse in diverse Wohnzimmer ( und / oder andere Räume wie Küchen ) schauen. Diese offenen und direkten Einblicke in die Wohnungen sind übrigens in Havanna an der Tagesordnung. Wie auch immer; 2 unmittelbar aneinanderliegende Wohnungen verbreiteten jede für sich einen sehr sehr lauten und scheppernden Boxensound diverser Genre. Einerseits Rap o. HipHop und andererseits Salsa. Beide Bewohner saßen am Fußweg vor der offenen Tür. Ob es sich hier um einen offen ausgetragenen Streit unter Nachbarn handelte, werden wir leider nicht mehr ergründen können. Im Vorbeigehen konnte man in der 2ten Wohnung auf dem Boden, dem Tisch und sogar auf dem Sofa diverse Motor -und Karosserieteile erkennen. Und irgendwie roch es auch nach Öl. Oder war es der Dieselgeruch der vorbeituckernden Oldtimer . Fragen – keine 🙂

2. Am letzten Abend in Havanna beschlossen wir einer Kuba- Forumempfehlung zu folgen und eine Bar namens SOFIA an der Strasse La Rampa zu suchen. Da das Hotel Libre ebenfalls an dieser Strasse liegt, war zumindest die grobe Richtung klar. Aber dann ? Die Bar sollte an der Ecke La Rampa / Calle 23 liegen. Nur diese fanden wir eben nicht auf Anhieb.

Um die Sache zu verkürzen, beschloss ich jemanden nach der Bar zu fragen. Konzentriert rief ich dann die schon oft benutzten Vokabeln ab, die uns bereits des öfteren bei der Suche nach „Irgendwas“ geholfen hatten. Die Wahl fiel auf eine uniformmäßig gekleidete Frau mittleren Alters . Diese stutzte kurz und antwortete dann freundlich in fast perfektem Englisch. „Folgt mir doch einfach; Ich arbeite in einer JazzBar direkt neben dem Sofia“ . Das Sofia war übrigens dann eher ein Strassencafe ; aber mit sehr leckeren Sandwiches und perfekt arrangierter Salsa Livemusik.

Nach 22:00 Uhr gingen wir dann nach nebenan und besuchten die JazzBar. Die Dame saß an der Kasse und freute sich uns wiederzusehen. 10 CUC später suchten wir uns dann einen Platz vor der Bühne . Im Eintritt inbegriffen waren übrigens 2 Longdrinks. Also gab es jede Menge CubaLibre und Daiquiris. Die Band spielte dann perfekt dargebotenen Latin Jazz. . Der Bassist spielte sich bei einem Solo die Seele aus dem Leib. Einhändig bediente er den Bass . Mit der anderen Hand fegte er über diverse Bongo´s . Für einen der nicht in der Lage ist , mit dem Fuß und mit der Hand gleichzietig 2 Takten zu folgen war dies schon sehr beeindruckend. Der Gig und die Atmosphäre in dem Club hatten was „weltstädtisches“ . Man hätte den Laden auch durchaus an die 5th Avenue verlegen können. Aber da waren wir mit unserem Club ja schon 1997.

Zum Abschluss steckten wir der Dame an der Kasse dann noch einen deutsch-kubanischen Freundschaftspin an`s Revers. ( stellvertretend für die Freundlichkeit der Kubaner generell )

Auf dem Highway

…ist bekanntlich die Hölle los. Anders auf Kuba. Da ist fast immer tote Hose. Sicher, der eine oder andere Truck ist unterwegs . Aber irgendwie sieht man auf den Ladeflächen mehr Menschen (Massentaxi) als – Wirtschaftsgütertransporte.
An fast jeder Ecke , wo Brücken die Bahn kreuzten, saßen massenweise Menschen. Meist stand auch ein militärisch gekleideter Staatsdiener dabei und kontrollierte „Irgendwas“. ( uns ließ man jedenfalls immer freies Geleit. Selbst als wir uns bei 110 Sachen mittels der geöffneten Schiebtür Frischluft während der Fahrt verschafften ) Es ist aber auch denkbar, dass er die Trucker zur Not mit Staatsgewalt zur Mitnahme der Wartenden bewegte.

Pferdefuhrwerke gehören auf der Autobahn ebenfalls zum Normalzustand. Oder es kreuzt einfach mal ein mit Stroh -o. Palmwedeln bepacktes Lastpferd nebst menschlicher Begleitung. ( diese Cowboys trugen gewaltige Macheten mit sich herum. Gleiche wurden ebenfalls zum Heckenschnitt an diversen Abschnitten der Trasse eingesetzt. )

Schlaglöcher sind an der Tagesordnung; hileten sich auf dem Highway aber durchaus in Grenzen. Streckenweise war die Strasse sogar besser geteert als die B1 zwischen Bochum Stahlhausen und Essen Kettwig.

Auf der Fahrt nach Vinales war der Weg bereits das Ziel. Hat man den Highway erst einmal gefunden, ist der Rest Kinderkram. Die Beschilderung ist bis zur Ausfahrt vorbildlich. Danach muß man allerdings schon mal Abstirche machen . Kurze Frage aus dem Auto – “ Direccio’n Vinales ? “ . “ Pues Claro“ … Wir dachten schon Vinales wäre nach der Bahnausfahrt schlecht ausgeschildert gewesen. Doch nachdem wir uns das wirklich beeindruckende Tal des Tabak´s vom Tourimirador angeschaut und digitalisiert hatten, wollten „Dirk und Dirk “ dem schwitzenden und durchgeschaukelten Rest ein wenig Erfrischung verschaffen.

Ein Blick auf die Karte und die Entscheidung für den Weg zum „Haus am Meer “ war gefallen. Die Halbinsel Cajo Jutias sollte es sein. Was sind schon die 30 km ( dachten wír jedenfalls ) . Es ging rauf und runter, links und rechts und immer wieder waren wir auf der Suche nach Hinweisen . Die Landschaft um uns herum lenkte die Unwissenden ab. Leider war der Bestand an Dosenbier aufgebraucht. Doch knapp 2 Stunden später ( für 30 km ) waren wir dann auch schon da. Für 5 CUC pro Nase liessen uns die Staatsdiener dann die Schranke hoch. ( irgendwie lächerlich, denn wer hier hinfährt, der kommt nicht um das Naturschutzgebiet zu zerstören, sondern um sich die Beine im karibischen Atlantik abzukühlen. Erneuter Pkt.-Abzug für Fidel Nur noch 2:3 .

Die wunderschöne Muschel, über die ich beim ersten Stop förmlich stolperte, haben wir später im Zierbrunnen unseres Vermieters gelassen. Wer weiß ob der deutsche Zoll davon begeistert gewesen wäre. So erinnert das Teil unsere Vermieter wenigstens immer an den ersten Sauerländer Kegelclub im Haus.

Nach einem gegrilltem Fisch ( ein wenig weniger Hitze hätte Ihm gut zu Gesicht gestanden; denn irgendwie war der Zustand schon frittiert ) , einer Ladung Bucanero´s und einer 1h Life Musik verliessen wir den wahrscheinlich einzigen „kommerziell erschlossenen Strandabschnitt“ der Halbinsel dann wieder . Der Fahrer fürchete die Dunkelheit auf der Bahn. ( OK, man mußte die Bahn ja mal erstmal erreichen ) Viel schlimmer wäre ein Totalausfall des „Franzosen“ gekommen. Wir waren im „Nichts“ und die vielen westerntauglichen Fasangeier waren keine Attrappen.

Es klappte erstaunlich gut. Jeder erinnerte sich an Kreuzungsbereiche und am Strassenrand hervorstechende Dinge. ( und derer gab es genug. Z.Bsp. der Typ, der in der Hocke sitzend im Nirwana auf „Irgendetwas“ wartete. Wahrscheinlich wartet er noch heute dort )

In Pinar del Rio ( irgendwie hatten wir dann doch nicht die gleiche Strecke gefunden ) kamen wir in den Feierabendverkehr einer gefühlten „Industriestadt“ . Wir beschlossen die Staatsgewalt anzusprechen. “ Donde esta la Autopista a Habana ? “ Der auf einer Art Harley sitzende Sheriff wies uns in kurzen Worten den Weg. Wir sollten jedenfalls irgendwann rechts abbiegen. Nur wann ? Wir fuhren bei offener Scheibetür durch den Vorort. Die Sonne stand tief und Unsicherheit bzgl. des richtigen Weges machte sich breit. Plötzlich bemerkte ich im Rückspiegel ein “ Aufleuchten“ des Harleyscheinwerfers. Per Lautsprecher belegte uns der Sheriff mit Flüchen und / oder Hinweisen. Wir beschlossen zu weit gefahren zu sein, zu drehen und die nächste links zu nehmen. Am Ende die richtige Entscheidung. Er fuhr jedenfalls weiter und glaubte, uns nun eindeutig den rechten Weg erklärt zu haben. Hatte er ja auch ……Danke Fidel , erneut 3: 3

Nach Stunden beschlossen wir im Halbdunkel eine Raucherpause einzulegen. Mitten auf der Autopista hielt ich den „Franzosen“ an und ließ die Jung´s für ein paar Minuten Freundschaften mit Moskito´s schliessen. Einer von uns suchte jedenfalls in den Folgetagen Havanna´s sehenswerte Apotheken auf und suchte nach passenden Salben . Die Stiche mutierten zu grossflächigen giftverseuchter Flecken. Ein Andenken an einen schönen Tag .

Die Nacht brach herein und aufgrund der spärlichen Besiedlung und der geringen Anzahl an Fahrzeugen auf dem Highway fuhr man durch dieselbige. Im Dunstkreis von Havanna wurde es zwischenzeitlich immer wieder hell . Blitze schlugen aus dem Nachthimmel. Wir kannten das, denn in NY (1997) erwischte uns ein solches Sommergewitter kurz nach dem Besuch auf dem Empire State Building.

Das dann folgende Gewitter hätte man auch gut als „Hochdruckreinigung für Oldtimer“ vermarkten können.

Die Gulli´s der Vorstadt liefen bereits über, Kreuzungen wurden zu Seenplatten und zu allem Überfluß drehte Fidel dann aus Sicherheitsgründen auch die Hauptsicherung heraus. Es wurde dunkel ! Sämtliche Strassenlampen , Ampeln und sonstige Beleuchtungen der Häuser gingen auf einen Schlag aus. Erschwerend kam dann noch hinzu, dass sich der rechte Scheibenwischer in der Halterung verdrehte und kurz vor dem Absprung war. ( Dirk, der Beifahrer beschloss zu duschen und montierte das Teil ab. Den Arm stellte er hoch, sodaß sich dieser dann hilflos im Takt des noch funktionalen Wischers in der Luft bewegte. )

Eine Coco-Taxi-Fahrerin schaute mich an einer Kreuzung flehend von links an. Ich schätze Sie wollte mir andeuten, dass ich beim Anfahren doch sehr vorsichtig agieren solle. Denn schnell fahrende Autos sorgten aufgrund des Wasserstandes für meterhohe Fontänen. Sie war zwar nicht mehr als trocken zu bezeichnen, doch den Tsunami meines linken Vorderreifens hätte sie vermutlich nicht überlebt .

  ( Coco mit Kegelbrüdern  und einem Fahrer )

Ende gut alles gut. Wir fanden aufgrund eines entscheidenden Hinweises eines hilfsbereiten Kubaners die richtige Wasserstrasse zum Malecon und von dort war es ein Kinderspiel. Schnell haben wir dann noch den Wagen im „Parque Ferme`“ geparkt ( für umgerechnet 1,5 €uro (24h) konnte man den Wagen bewachen lassen ) und eine Flasche Rum ( negro-7 Annos ) als Gute-Nacht-Getränk erstanden.

Ein spannender Tag neigte sich dem Ende. Im Haus angekommen mußte man vorsichtig die glitschige Treppe hinaufgehen. Das Wasser hatte sich an der Fassade des Nachbarhauses den Weg in den Flur gesucht. Denn der Flur war eigentlich nichts anderes als eine nach oben abgedeckte Baulücke zweier Häuser.

Resumee

Was macht eigentlich das Punktergebnis ?

Typisch Kapitalismus. Wir zählen und bewerten . Wir sollten es mehr mit dem Lebensstil der Kubaner halten . Lebe den Tag.

Nicht unkritisch muß man aber trotz aller positiven Begebenheiten dieser phänomenalen Kegeltour erwähnen, dass uns an einem Abend die jüngste Vergangenheit der deutschen Geschichte eingeholt hatte. Wir hatten bei unserem Reiseveranstalter nur 2 Dinge vorgebucht. Die oben beschriebene Oldtimerstadtrundfahrt und eine Blockwartparty .Grillen, Salsa und Karibikflair unter Kubanern. Das Ganze sollte lt. Veranstalter im Umfeld einer sozialen Einrichtung ( Krk.-Haus , Kinderheim o.ä. stattfinden ) Das Taxi kam pünktlich und brachte uns gegen 19:00 Uhr ( also nach Sonnenuntergang ) in den Nordteil Havanna´s .

Die Strassenzüge war durchaus vergleichbar mit unserer Wohngegend. Ich stelle mir gerade vor, dass Gäste eines Hotel´s am Prado in ein solches Viertel gebracht worden wären . Ok, uns schockte das sich bietende Bild jedenfalls nicht.

Leicht irritiert waren wir aber über eine ca. 70 jährige Dame , die uns aus der 4. Etage zum Hochkommen animierte. Wir stiegen mutig die Treppen des dunkelen Hausflur´s hinauf und Frau Castro ( nennen wir Sie einfach mal so ) erwartete uns gestikulierend am Eingang Ihrer Wohung. Gut, wir waren 7 und Sie hatte keine Waffen. ( zumindest sahen wir keine ) Das Foyer Ihrer Wohnung war gleichzeitig Küche, Esszimmer und Wohnzimmer. Schränke und Wände waren vollgestellt, bzw. gehängt mit „Nippes jeder Art“ . “ My Home is your Castle“ Soweit Frau Castro´s Begrüßung in Englisch. Sie führte uns dann den Flur entlang und der Weg führte sogar durch Ihr Schlafzimmer . Dieses hatte Gott sei Dank noch eine 2. Tür . Jene führte uns auf eine sehr grosse Dachterasse .

Dort saßen weitere 8-10 Kubaner ( jeglichen Alters und Geschlechtes ) und zu unserem Erstaunen noch weitere Touri´s (besser gesagt europäische Touristinnen) War es Zufall, dass die Damen ebenfalls zu siebt waren ? Das Erstaunen ging über in Bewunderung. „Mensch, die trauen sich was“ .

Wir alle saßen kreisförmig auf Plastikstühlen und bildeten einen kubanisch – europäischen Gesprächskreis. Gut, dass Frau Castro noch nichts von einer Vorstellungsrunde gehört hatte. Man stelle sich vor, wir hätten uns einen Plastikball in Landesfarben zuwerfen müßen.

Dafür aber hat Sie uns die Vorteile ( Nachteile wurden ausgespart. Oder gibt es etwa keine ? ) der Revolution erläutert. Die Reden Frau Castro´s wurden übrigens von einer deutschsprachigen Kubanerin übersetzt. Deshalb wurden die Inhalte leider nicht interessanter.

Es ging unter anderem um den nett dreinblickenden Rentner aus der Runde. Er würde im Block die Augen aufhalten ………………… ( Wer will, kann ja mal den Link kopieren und sich bei Wikipedia die Kritik zum CDR durchlesen . ) CDR bei Wikipedia Den Erläuterungen folgten dann Kaltgetränke aus einem 30 Liter Plastikeimer des gleichen Granulates der Plastikstühle. Mittels einer Gusskelle wurden Becher ( Plastik ) mit einer Art Fruchsaft verteilt und allen Anwesenden wurden spärlich gefüllte Teller ( selbstverständlich aus Plastik ) aus der Küche gereicht.

Der Rentner sang dann noch das Cheguevara Lied und begleitete sich dabei an der Gitarre. Das Lied wurde um weitere, scheinbar spontan gesungenen Strophen ergänzt. Die Auswahl der Sänger / innen wurde selbstverständlich von Frau Castro bestimmt. Ebenso klar war die Anweisung., dass nun der Tanz eröffnet sei. Ein Boosterradio verbreitete Salsasound und die kubanische Damenwelt suchte verzweifelt nach Opfern. ( Von uns ließen sich nur die beiden Dirk´s überreden. Reine Höflichkeit )

2-3 der Tourifrauen zeigten dann auch was Sie bisher gelernt hatten. Immerhin hatten Sie den beschwerlichen Trip über den Atlantik nur wegen eines Salsakursus gebucht. Um die Bewegungsfähigkeit der Gastgeberinnen zu erlangen sind sicher wohl noch viele Reisen erforderlich.

Trotz der scheinbar lockeren Atmosphäre dachten alle noch unterschwellig an die merkwürdigen Aufgaben der Committeemitglieder. ( Strasse aufräumen, bzw. aufräumen lassen ! ? ) Und vor allem dachte man daran, dass Frau Castro seit 1961 ununterbrochen die Präsidentin der Strasse, bzw. des Blockes ist. ( Am Ende ist Sie vielleicht sogar die echte Frau Castro, denn die Revolution war 1961 noch jung . )

Zum Schluss habe ich Ihr dann auf Nachfrage mitgeteilt, dass unser Kegelclub ( wir hatten uns als Bowlingspieler geoutet ) keinen „Chefe“ hätte. Wir wären demokratisch organisiert und würden gemeisame Entscheidungen treffen. Die Übersetzung war wohl nicht nötig, denn das Wort Demokratie schien durchaus bekannt zu sein. Aus irgendeinem Grund hatte jeder von uns die Kamera an diesem Abend zu Hause gelassen. Daher gibt es von diesem Abend keine Bilder ( „Moment , es gibt doch welche.“ ) Unsere Gastgeber hatten eine Digi-Cam . Wir wurden mehrfach abgelichet und befinden uns sicher jetzt im Fotoalbum von Frau ( evtl. auch von Herrn ) Castro.

Man stelle sich vor, dass es ein solches Committee in jeder Strasse Havannas, bzw. Kubas gibt. Zurück im Casa Particular fiel uns dann auf, dass nur 2 Häuser weiter ein Schild mit dem Namenszug “ CDR “ hing. Am Folgetag sahen wir das Logo dann an jeder Ecke hängen. Und instinktiv suchten wir auch in jeder Strasse den “ älteren Herren“ und dessen Team .

7 spannende Nächte und Tage haben wir im Viertel verbracht. 7 jährigen Rum haben wir mind. 14 mal als 0,7 Lt.-Flasche erstanden. 7 Kegelbrüder mit diversen körperlichen Beschwerden ( Rücken, Knie, … ) werden die nächste Tour sicher am Sondergepäckschalter beginnen. Denn Rollatoren muß man bestimmt als solches aufgeben. Bis dahin gilt es jetzt 7 Jahre zu kegeln.

Die Tour nach Kuba war übrigens das Produkt einer Internetabstimmung. Wir hatten auf unserer Clubseite 3 Ziel zur Auswahl gestellt. Moskau , Kapverden und Kuba . Danke , dass sich gut 60 % der Besucher für Kuba entschieden haben…..

Salud

Dirk