Whale vs Tiger Tour 2014

Die Tour ist Geschichte. Aber eine gute …

Nach Island / Manhattan ( 1997 ) , Irland ( 2003 ) und Kuba ( 2010 ) ging es wieder mal in Richtung des Atlantik. Eigentlich ging es mitten hinein , denn unser Ziel waren die Azoren. Die Inselgruppe  der Azoren ( 9 Inseln ) liegt rund 1600 km entfernt vom europäischen Festland in Richtung Westen .  In aller Frühe ging es am 05.06.14 ab FRA nach LIS und von dort nach Faial . Dessen Hauptort Horta hat einen Bilderbuchhafen für Segler und Welt-Kegel-Sportler.

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Unser Tourbus ( ein Skoda Fabia für 6 Personen ) wurde direkt nach der Ankunft am Flughafen Horta übernommen . Trotz der Geräumigkeit des Tschechen musste ich die Herren Kegelbrüder und deren Gepäck in 2 Touren zur Unterkunft bringen. Ich selbst war schon im letzten Sommer auf der Insel gewesen und kannte daher die grobe Richtung. Allerdings fiel es mir trotz des Vorteiles der Ortskenntnis schwer, die Strasse unserer Unterkunft auf Anhieb zu finden.  Die engen und teilweise unheimlich steilen Strassen Horta´s sind großteils auch nur in einer Richtung befahrbar. Da verliert man durchaus schon mal die Orientierung und wünscht sich einen Navi !  War schon mal jemand der Leser in einem Maisfeldlabyrinth……

Letztendlich waren wir dann doch irgendwann vollzählig an Ort und Stelle angekommen. Und wie es sich für eine Kegeltour gehört, gab es als Begrüßungscocktail eine Pulle SAGRES Bier  ( oder war es SUPER BOCK  ? ) .  Das Estrela do Atlantico ist kein klassisches Stadthotel, sondern eher eine familiär geführte Wohlfühloase im Stil eines Kolonialhauses . Teilweise befinden sich die Zimmer auf 2 Etagen und jedes ist irgendwie individuell eingerichtet. Wir fanden es besonders angenehm , dass eines der Zimmer einen kleinen Balkon mit Blick auf die gegenüberliegende Insel Pico hatte.  Ein idealer Treffpunkt für ein Bier auf die Schnelle. Und am Abend war die gemütliche Sitzecke neben dem Frühstücksbereich unser Lieblingsplatz. Dort wurde in den Folgetagen die eine oder andere Flasche Rum an -und ausgetrunken.

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Tag 1  der Tour wurde dann nochmals sportlich. Wir sind einmal quer durch Horta gelaufen und haben in Peter´s Cafe gegessen. Schnell war klar, dass dieser HotSpot der Inselgastronomie zwar das Zeug zu einer Tourbar für uns hätte, doch gingen uns die unrasierten Segler mit Ihrem Drang zu Erinnerungsfotos schnell auf den Keks . Die unorganisierten und zuwenig vorhandenen Servicekräfte waren mit dem Ansturm der „wir müssen in Peter´s Cafe einen GinTonic getrunken haben – Gäste “ überfordert. Trotzdem war ein warmes Essen wichtig, denn der Tag war lang und ohne entsprechende Grundlage hätte das Rumtasting im Anschluss böse enden können.

Tag 2 begann mit dem Besuch des einzigen Supermercados der Insel. Bier und  Saft für den Fahrer ( Ich ) mussten erst einmal als Grundnahrungsmittel ausreichen. Das nächste Ziel war dann nicht der weisse Strand am Porto Pim ( Stadtstrand ) , sondern der schwarze Strand „Amar Sharif“ ( phonetisch bekomme ich das hin ) Unsere Landlady ( Eigentümerin des Estrela do Atlantico) hatte uns den Tip gegeben, an Omar Sharif zu denken. Wie auch immer dieser Strandabschnitt geschrieben wird; unser Kegeltag ( denn eigentlich hätten wir am 06-06 kegeln gehabt ) sollte sich an diesem Freitag mehrheitlich dort abspielen. Irgendwie wollte zwar die Sonne nicht so recht durchkommen, doch störte das nicht wirklich. Das Mercado-Bier war noch gut gekühlt und das zweite Frühstück wurde an der Mole des Beach eingenommen. Die mitgebrachte Soundbox lieferte die Hintergrundmusik und die Kegelbrüder schalteten in den Wohlfühlmodus. Kein Bürostress, kein kaputtes Rolltor, kein wichtiges Verkaufsgespräch und auch keine anstrengenden Installationsarbeiten sollten uns die nächsten Tage beschäftigen. In Kenntnis dieses Umstandes konnte man endlich mal ohne Zeitdruck die Seele baumeln lassen . Die Brandung und die freie Sicht auf den Atlantik liessen uns schnell die Zeit vergessen. Am Ende dieses Tages waren wir gute 9 Stunden in dieser Bucht.

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Als das gekaufte Bier getrunken war, hatten die Jungs Appetit und ich erinnerte mich an eine kleine Bar in der Nähe des Parkplatzes. Allerdings hatte der Wirt seit dem letzten Jahr seinen Geschäftssinn vergessen. Die Küche blieb kalt. Das Bier war wie überall auf der Insel günstig und wir bestellten anstandshalber eine Runde .  80 – 100 Cent muss man für ein Glas Bier schon einplanen. Salzgebäck inklusive . Die Sonne hatte sich zwischenzeitlich durchgesetzt und erste Rötungserscheinungen wurden sichtbar. Insbesondere bei Jens . Der arme Kerl hatte sich in den letzten Stunden einen roten Schal um den Hals zugelegt.

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Am Nebentisch sassen 2-3 Stammgäste aus der Nachbarschaft beim Nachmittagsplausch. Ich versuchte es mit einer englischen Ansprache , denn ich wollte erkunden warum der Portugiese keine Burger mehr zubereiten würde. Neben der Miniküche hatte er seit Sommer 2013 auch seinen Billardtisch entsorgt. Schade eigentlich. Die Antworten waren leider auch kurzsilbig . Wahrscheinlich war Englisch hier selten gefordert. Trotzdem habe ich nochmals nachgefasst und fragte den Damenkranz, ob jemand von Ihnen meinen Kumpel Pierre kennen würde. ( denn diesen Dutchman hatte ich 2013 hier am Strand kennengelernt )  “ Yes , this is my husband. Are you Dirk ? “ kam von einer Dame zurück . Ich sagte Ihr dann, dass Sie Ihn von mir grüßen solle . Auf Ihre Empfehlung zogen wir dann 50 Meter weiter und besuchten die nächste Strandbar.  Wie überall auf der Insel
( ausser bei Peter´s ) waren ausser ein paar Portugiesen kaum andere Gäste anwesend.

Burger und Fritten kamen gerade noch rechtzeitig, denn ein paar von uns waren schon ordentlich angeschlagen. Bei der Zigarette danach schaute ich dann vor der Tür über die Promenade und sah aus der Entfernung eine männliche Gestalt herankommen. Je näher er kam, desto sicherer war ich mir dass es Pierre sein mußte. Die blinde junge Frau tut mir noch heute leid, denn als ich Ihn erkannte rief ich auf dem Weg zu Ihm in voller Lautstärke seinen Namen.“ Perdao mome“ Nach unserer Begrüssung stellte ich Ihm die anderen Raketen vor . In Deutsch , Holländisch und in Englisch wurde dann noch gut 2 h über Fussball, Politik, Frauen und das Leben gesprochen. Eigentlich wollten wir am Folgetag auf ein Grillfest am Beach gehen, doch hatte der Samstag dann doch ein anderes Drehbuch bekommen. Daher hatten wir Pierre dann nicht mehr wiedergetroffen. Aber 3 Tage später verabschiedeten wir uns dann doch persönlich bei Ihm. Die Namen der Raketenbrüder hatte er noch drauf. Nach kräftigen Umarmungen überliessen wir Ihm wieder seinem Strand und seiner selbstgewählten neuen Heimat. Neben den „sehr sehr schönen“  Wochen des Jahres ist das Leben auf den Atlantikinseln ab Oktober ( bis März ) sicherlich nicht einfach . Bis zu 25 Meter hohe Wellen lassen dann schon mal tonnenschwere Steine den Standort wechseln. Sein Haus liegt aber erhöht und bietet daher ein wenig Sicherheit vor der Urgewalt des Atlantik.

Der Abend endete nach einer notwendigen Dusche und einem fischreichen Abendessen
( wieder zu Tiefpreisen ) mit dem furiosen Finale einer Rumverköstigung. Udo opferte sich und sass noch bis spät nach Mitternacht mir mir im Wohnzimmer des „Atlantico“. Ich hatte ja auch was nachzuholen….

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Da Peter´s Team ( Peter´s Café ist nicht nur eine Bar , sondern auch ein Veranstalter für Aktivitäten auf Faial ) uns schon für den Freitag die vorab reservierten Aktivitäten des Whale Watching und des Delfinschwimmen abgesagt hatte ( der von einem Sturm noch aufgewühlte Atlantik sei bei dem Wellengang für beide Ausflüge nicht wirklich geeignet )  machte ich mir noch in dieser Nacht Gedanken über die nächsten Tage.  Per E-Mail setzte ich mich mit Frank von Picosports in Verbindung. Dieser gebürtige Sauerländer betriebt auf der Nachbarinsel Pico eine Agentur für Walbeobachtungen . Ich fragte Ihn, ob er das mit dem Wetter ähnlich einschätzen würde.

Nach ein paar Stunden Schlaf weckte mich am Morgen mein IPhone mit einer Antwort von Ihm. “ Ja, das Wetter sei blöderweise nicht wirklich gut für den Walfang geeignet “
( Walfang ist seit Mitte der 80er Jahre nur noch mit Digitalkameras erlaubt ) Erstens würden die Gäste an Bord keine „lustige Seefahrt“  haben, sondern wahrscheinlich eher mehr Zeit mit „Fische füttern“ zubringen . Und zweitens würden die Vigias ( Walsucher am Festland ) wegen der Wellentäler leider keine Wale erspähen können. Und ohne Unterstützung der  Vigias sei eine Ausfahrt ein Lotteriespiel mit einer schlechten Quote auf Erfolg. Noch heute ist das „Blasen“ der Wale der sicherste Wegweiser für die Chance einer Begegnung mit den größten Säugetieren der Weltmeere.

Frank sah aber durchaus eine Chance, dass sich das Wetter am Sonntag für eine Ausfahrt eignen könnte. Wenn wir wollten, würde er uns gerne auf der „richtigen Insel“ begrüssen wollen. Er bot uns dann weiterhin an uns im Anschluss ein paar Highlights von Pico zeigen zu wollen. Ein Fahrer und ein Guide würden uns “ Destillen“ , Weinfelder, Höhlen und Bergseen zeigen .  Inkl. einer Verköstigung in einer traditionellen Adega . ( einer familiär betriebenen Weingenossenschaft ) .  Da ich bereits in 2013 mit Frank eine Walausfahrt gemacht hatte, wog ich kurz die Vor und/oder Nachteile einer Planänderung ab. Es war ja nicht so, dass Peter´s Team unzuverlässig war, denn wir standen gemäß Auskunft des Office-Teams von Peter auf der Prioliste für mögliche Walausfahrten. Nur für Sonntag sei es wegen einer schon lange gebuchten Tagesexkursion mit dem grossen Katamaran leider nicht möglich. Wer weiß wie sich das Wetter am Montag entwickelt. Von daher stellte ich den geänderten Plan beim Frühstück vor und bekam volle Zustimmung.

Für den heutigen Samstag stand ungeachtet dessen aber trotzdem noch ein Bootsausflug an. Mit dem kleinen Katamaran von Peter´s Café sollte es für ca. 2 h entlang der Küste Faials zum westlichsten Punkt der Insel gehen.  Der Vulkan Capelhino hatte dort im Jahre 1958 die Insel vergrößert . Ca 2,4 Quadratkilometer kamen durch die wochenlangen Spuckattacken des Vulkanausbruchs hinzu. Im Gegensatz dazu verließen mehrere Tausend  Insulaner das Eiland ,  denn das Leben wurde durch den Ascheregen im westlichen Teil unerträglich. Noch heute sieht man einige Häuserruninen , dessen Grundmauern mit der Asche des Vulkans bedeckt sind.

Die Bootstour sollte erst am Nachmittag beginnen . Daher machten wir uns nach einem Stop beim Bier-Dealer bei strahlendem Sonnenschein mit dem Tourmobil auf den Weg nach Westen. Ich hatte mir vorgenommen, den Raketen das “ blaue Haus “ am Castel Branco ( ein wuchtiger Felsblock, der ebenfalls vulkanischen Ursprungs ist  ) zu zeigen. Dort hatte ich im Vorjahr mit meiner Familie gewohnt. Schon alleine wegen der Lage und des abendlichen Konzertes der Grillen, Mücken und der Gelbschnabel Sturmtaucher war dieser Ort ein Highlight des damaligen Urlaubs.

Die Besitzerin der Finca ist übrigens die Schwester unserer Gastgeberin aus Horta. Sie war sichtlich überrascht mich wiederzusehen, zeigte uns aber gerne die Neuerungen am Haus und die gerade laufenden Renovierungsarbeiten. Sie ist gelernte Schreinerin und hat für das Hotel und für die Finca schon diverse Möbel gebaut.  Gebürtig sind die beiden Schwestern eigentlich aus Bayern.  Gut, dass Sie sich beide für Faial entschieden haben, denn hier passen beide zu 100 % hin.

Beim anschliessenden Besuch am Felsen Castel Branco wurde ein erster Bierstop eingelegt. Die Größe des Felsen wird bei genauerer Betrachtung erst richtig deutlich. Gut das keiner der Jungs versucht hat , den Kopf des Felsen zu erklettern, denn der Restrum zeigte immer noch seine Wirkung.

Castel Branco

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Im unteren Bild ist Dirk in der Bildmitte . . . .

Wir hinterliessen noch schnell unseren Schriftzug “ KC Rakete 2014 “ am Parkplatz und fuhren über schmale Strassen zurück zur Inselhauptstrasse . Da ich wegen der Rum-Kur und der damit verbundenen kurzen Nacht noch Kaffeedurst hatte, steuerte ich den Bäcker der Ortschaft Castel Branco an. In dieser Bäckerei hatte ich schon 2013 meinen morgendlichen Café ( klein, stark und heiss ) beim Brötchenkauf getrunken .  Ganze 4,95€ mußten wir für 3 Stück Gebäck und 3 Café aufwenden.  In D hätte man dafür nicht nicht einmal den Café bekommen. Dem deutschen Ehepaar, welches zeitgleich mit uns auf der Terrasse Platz genommen hatte wurde bei unserer Abfahrt die Showeinlage des “ in den Kofferraum springenden“ Michael geboten. SIE bekam sich gar nicht mehr ein und ER machte als Symbol der Anerkennung den Daumen hoch!

Nach einem Kurzbesuch der bereits erwähnten Lavalandschaft ( welche erdgeschichtlich gesehen erst vor wenigen Sekunden entstanden ist ) fuhren wir  “ im Uhrzeigersinn“ weiter um die Insel. Nach einem weiteren Stop (komischerweise ohne den Biervorrat anzutasten)  an einem weitaus rauheren, aber sehr beeindruckenden Küstenabschnitt fuhren wir in einem Rutsch wieder nach Horta. Ohne Pausen würde man den Trip um das Eiland sicherlich in knapp 2 h schaffen.

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In Horta angekommen ging es dann wie geplant , aber leider nur fast vollzählig** an Bord des kleinen Motorkatamaran von Peter´s Café . Mit Guide und Skipper des Bootes waren wir nun also nur 7 Personen auf einem Boot, welches locker 20 Gäste aufnehmen könnte. Und das für einen Preis von nur 30 Euro p.P.  Bei bestem Wetter verliessen wir den Hafen und bestaunten dabei eine Armada an Segelschiffen , eine russische Nobeljacht und die MS Europa (Kreuzfahrtschiff der Hapag Lloyd )  Gut dass Horta´s Hafen „noch“ nicht von größeren Kreuzfahrern angesteuert wird.

**Jens zog es wegen seines immer noch vorhandenen Sonnenbrandes vor, die nächsten Stunden auf der Hotel-Koje zu verbringen. Der arme Kerl hatte sich wohl einen leichten Sonnenstich eingefangen.

Vor dem Hafen legte der Skipper dann schon mal vorsichtig den Hebel nach vorn. Der Katamaran hatte dank japanischer Motorenbaukunst schon einen ordentlichen Schub vorzuweisen. Aber nicht nur des Schubes wegen kamen wir sehr schnell in den Spassmodus, denn es ist schon etwas besonderes wenn man eine Insel vom Meer aus betrachten kann.  Gleich am ersten Felsvorsprung zeigte uns der Guide eine der vielen Grotten, die man nur vom Wasser aus sehen kann. Je nach Intensität der Wellen hebt und senkt sich der Wasserstand in der Grotte um mehrere Meter. Vorsichtshalber ist hier ganzjährig Schwimmverbot.

Der Skipper deutete dann an, dass wir unser Augenmerk auf eine bestimmte Felsformation richten sollten. Dessen Form würde “ The testicles of Almeida“ genannt. Almeida steht für einen sehr populären Namen in Portugal. Man könnte auch sagen : Die Klöten von Koslowski .

Bei zunehmendem Wellengang von WEST folgten weitere Einblicke in Buchten und Grotten entlang der Insel. Ich kletterte bei einem Stop und etwas ruhigerer See auf das Topdeck ( dort stand der Skipper am Ruder ) und übergab Ihm den obligatorischen Freundschaftspin ( in 2014 = Deutschland/Portugal ) Diese Pins gehören mittlerweile zum festen Bestandteil unseres Reisegepäcks. Als kleines Dankeschön kommen die Dinger immer super an .

Statt weiterhin gegen die Strömung und in Richtung Capelinhos zu fahren, lenkte der Skipper den Katamaran in Richtung offenes Meer . Er wollte unserem Wunsch entsprechen, die Chance auf eine ungeplante Begegnung mit einem Wal oder mit Delfinen zu haben. Wale sind es dann nicht geworden, denn hierfür braucht es trotz der guten Bedingungen auf den Azoren schon sehr viel Glück. Wir fanden dann auch irgendwann ein paar Delfine, die neugierig dem Boot folgten. Ansonsten genossen wir die Zeit auf dem Meer,sprachen mit den Jungs über Fussball, deren Familien und über Ihren Lebensraum. Dass dieser ab Herbst auch andere Seiten bekommt, hatte ich ja schon erklärt.

Dann kam die Frage, was er uns noch zeigen könnte ? “ Wollt Ihr in der Bucht von Porto Pim das Snackpaket verköstigen ? “  Bucht klingt gut; aber wir erinnerten uns an Pierres Bucht ( Omar Sharif )  , welche eher in der anderen Richtung der Insel liegt.  „Diese würden wir gerne mal vom Wasser aus sehen“ Da er einen ungefähren Zeitplan zu erfüllen hatte, musste er den Hebel ganz auf den Tisch legen. ( mehr Schub Scotti )  Scheinbar hatte er nun endgültig Spass daran gefunden , das Boot mal so richtig ausfahren zu können. Wir krallten uns fest und genossen die Achterbahnfahrt über den Atlantik. . Mit jedem Schlag in die Welle fegte uns die salzhaltige Gischt nur so um die Ohren. Wir passierten Horta´s Hafeneinfahrt und fuhren mit HighSpeed durch die engste Passage zwischen Pico und Faial. Er drehte dann noch eine Ehrenrunde in der Bucht von OmarSharif und fuhr uns im Normaltempo zurück in den Hafen von Horta. Ein tolles Erlebnis mit zwei „klasse portugiesischen Jungs „.

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Damit endete der dritte Tag zumindest schon mal mit einem ersten Ausflug auf See. Denn wozu war man denn hierhin gekommen ? Hortensien kann man auch im HageBau oder im eigenen Garten bestaunen. Am Abend gab es pro Kegler ( immer noch ohne Jens ) ein Wagenrad Pizza bei PapaPizza. Diese Restauration hatte ich bereits in 2013 besucht . Lecker 🙂  Da die Jungs und ich früh raus mussten, wurde der Abend mindestens genauso lang wie sonst auch.  Schlaf wird ohnehin überbewertet. Immerhin handelte es sich hier um eine Kegeltour.  Gegen 08:00 Uhr fuhren wir am nächsten Tag ( Sonntag ) mit der Fähre von Faial nach Pico. Diese Fährverbindung pendelt mehrmals am Tag zwischen den Inseln und kostet ohne Fahrzeug gerade mal 3,5 € pro Strecke.  Es war wie angekündigt ein schöner Tag. Die Pico-Spitze ( Vulkan ) war gut erkennbar und die Luft war klar .

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Ziel der Reise war der Hafen von Madalena ( Pico ) .  Denn dort sollten wir um 09:30 zum Briefing für die Walbeobachtungsfahrt mit PicoSports sein. Ich wurde als Wiederholungsgast erkannt und hatte von daher schon eine Ahnung über den Ablauf der nächsten 3 1/2 h auf See.

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( Das ist die Hafeneinfahrt von Madalena . Im Hintergrund sieht man Horta auf Faial )

Die Einweisung machte eine junge Biologin, die wie wir später erfuhren dann auch unser Guide für die nachmittägliche Bustour sein würde. Mit ca. 20 Personen ging es nach den Erläuterungen zur besonderen geographischen Lage der Azoren und zu den damit verbundenen Gründen für die Anwesenheit der Giganten zum Boot. Zielstrebig erkletterten wir gleich das Topdeck des Katamaran, denn von dort aus hat man jederzeit einen guten Rundumblick . Jens, der mittlerweile wieder zum aktiven Team gehörte blieb wegen des schattenspendenden Dach des Topdecks unten. Bei Kurs NW ging es mit 1/2 Schub ( im Vergleich zu dem gestrigen Törn ) und  guter Weitsicht in Richtung des Zielgebietes. Rui , unser Skipper, war ein griesgrämig dreinschauernder Portugiese in unserem Alter. Er kommunizierte per Funk mit anderen Booten und mit den Vigias , die vom Festland aus den BLAS der Wale suchten.

Statt eines Wales kam uns als erstes ein Stück Plastik entgegen geschwommen. Daneben schwamm aber auch eine Mini Caretta caretta (unechte Karettschildkröte ) Rui befehlte einem anderen Crewmitglied das Stück Plastik aus dem Wasser zu holen. Und Josie ( unser Guide ) erklärte, dass Schildi nicht nur aus Neugier die Nähe des Plastiks gesucht hatte, sondern weil sich daran schon Algen und damit auch Nahrung gebildet hatten.

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Schildi verschwand und Rui setzte seine Suche nach den etwas grösseren Meeresbewohnern fort. Gerade weil ich schon 2 solcher Touren gemacht hatte war die Anspannung groß . Denn selbst wenn man einen Wal oder eine Gruppe von Tieren gefunden hat; die Begegnung kann genauso schnell auch wieder enden.

In 2013 hatte ich zwei sehr unterschiedliche Treffen mit Pottwalen ( Spermwhale ) .  Mit PicoSports hatten wir ( Familie ) das Glück, eine ganze Gruppe von Pottwalen bei einer Art sozialem Kreis anzutreffen. Dabei stehen die Tiere mehr oder weniger senkrecht und bewegungslos im Wasser. Allerdings sieht man dabei lediglich die unförmigen Köpfe der Tiere. Damals war bei absolut ruhiger See sogar ein Kalb dabei. Der Motor war abgeschaltet und wir lagen gut und gerne 15 Minuten neben der Pottwalgruppe  . Plötzlich ging es dann aber sehr schnell. Ein Teil der Tiere tauchte unvermittelt ab und verschwand fast geräuschlos im Blauwasser. Einer der Wale zeigte uns dann aber doch noch seine Fluke. Ein tolles Erlebnis . Leider konnte ich das Bild wegen der Schnelligkeit der Aktion nicht digitalisieren.

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Ein paar Tage später hatte ich dann noch eine Tour gebucht ( dieses Mal alleine und mit Peter´s Cafe von Faial ) . Das Zielgebiet war praktisch identisch ; doch waren die Bedingungen ganz andere.  Die Wetterlage der Azoren ist aufgrund der Lage durchaus wechselhaft.  Wir hatten im August 2013 die eine oder andere Nacht , in der es die bekannten Katzen und Hunde regnete. Doch wurde es dann am Folgetag bis spätestens zum Mittag auch wieder schön und sonnig. Das Meer ist dann meist noch aufgewühlt und der Wind stärker.

 An einem solchen Tag entstand das Bild des jungen Pottwals , der delfinähnlich mehrere Male hintereinander aus dem Meer sprang .
( und das mit dem Eigengewicht eines VW Golf )
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Ebenso konnte ich an diesem Tag das zuvor verpasste Bild mit der „Fluke“  schiessen.
Eine Trophäe , die jeder Walbeobachter gerne auf seiner Speicherkarte hat.

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Zurück zur Raketentour. Unsere Begegnungen mit den Walen war im ersten Teil der Tour eher eine Treibjagd.  Statt einer vorsichtigen Annäherung von Mensch ( Boot ) und Tier waren neben uns noch mindestens 3 weitere Boote unterwegs . Dazu gehörten 2 Agenturen aus Horta ( Faial ) Eines der Boote gehörte Peter´s Café und der Skipper war uns auch schon bekannt. ( Scotti , mehr Schub ) Das andere Boot war ein Schlauchboot von Norberto. Er ist nach Peter´s Café der wohl bekannteste Repräsentant von Faial, denn dieser Paradiesvogel war bereits in zahlreichen TV Reportagen bzgl. der Azoreninseln zu sehen.  Die im Gebiet gesichteten Pottwale zeigten uns nur gelegentlich Ihren Buckel ( auch Finne genannt ) . Wenn mal einer für einen längeren Moment an einer Stelle verweilte, dann war er auch genauso schnell wieder im Wellental verschwunden. So kam es immer wieder zu kurzen Begegnungen mit Pottwalen,  doch irgendwie störte uns ( und wahrscheinlich auch die Wale ) die Armada an Booten.

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Trotzdem gelang es mir einen Tauchvorgang eines noch relativ jungen „Buckel“ in einer Bildfolge festzuhalten.

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Nach einer Weile wechselte Rui den Kurs und wir steuerten in etwas ruhigere Fahrwasser. Wenig später trafen wir dann ohne die vorab störenden Beiboote auf eine Gruppe Finnwale . Oft konnte man zwar nur die  Finnen des weltweit zweitgrößten Wales ( nur der Blauwal ist grösser )  auf – und abtauchen sehen, doch erklärte uns Josie, dass es sich hier um durchaus erwachsene Tiere mit einer Gesamtlänge von mindestens 20 Metern handelte . Diese Wale ernähren sich im Gegensatz zu den Pottwalen ( da stehen vorwiegend Kopffüsser wie Kraken und Kalmare  aus der Tiefsee aus dem Speisezettel ) von Krill . Finnwale gehören zur Gattung der Bartenwale . Aber bevor ich jetzt hier auf BIOLEHRER mache verweise ich lieber auf im Netz verfügbare Literatur. Hier Wikipedia

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Ich machte diverse Bilder bei denen man in Kenntnis des Körperbaus ( siehe hier ) eines Finnwales durchaus erahnen kann,  dass die Kollegen nicht unbedingt an Kleinwuchs litten. Im nächsten Bild sieht man gleich 2 Finnwale. Einer davon ( muss ein Jungtier sein ) schaut tatsächlich mal aus dem Wasser und „bläst“ .
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Der Törn ging dann leider viel zu schnell vorbei. Immerhin hatten wir einige Pott -und Finnwale in Ihrem Element beobachten dürfen . Nur bestimmten nicht wir den Takt, sondern mussten akzeptieren das sich die Wale immer wieder nur kurz zeigten . Die zweitgrößte Badewanne der Welt ist nun mal kein Aqua Zoo.  ( der Pazifik ist 1,8 fach so groß wie der Atlantik ) .


( Ich bin 4 Wochen nach unserer Raketentour von Tarifa , Spanien, ( Strasse von Gibraltar )  zu einer weiteren Walbeobachtung rausgefahren. Die Erwartungshaltung wurde für diese Jahreszeit mit einer Wahrscheinlichkeit von ca 90 % für Orca Sichtungen geweckt . Pottwale und Grindwale würde man hier auch oft antreffen . Finnwale wären eher selten und eine Sichtung wäre etwas ganz Besonderes. Der Grund für die Anwesenheit der Orca´s  : Marokkanische Fischer würden zu dieser Jahreszeit Thunfisch „angeln“.  Und da der „Tuna“ auch die Beute der Orca´s ist,  wären Sie als Schmarotzer vor Ort. Aber weit gefehlt; die Marokkaner lagen mit ungefähr 30 Nussschalen ( mit je 3 Mann an Bord ) vor der Mittelmeermündung. Dazu gesellten sich an diesem Nachmittag mindestens 3 „Walbeobachter“ mit jeweils ca. 40 Gästen an Bord . Und während der 3h vergang keine Minute, bei der man nicht mindestens 1 Containerschiff in der Nachbarschaft hatte. Da der Tuna Bestand  stark minimiert ist ( denn die modernen Angler  kommen mit Fabrikschiffen ) haben die Marokkaner immer schlechtere Fangquoten. Damit verbunden hatten zumindest auch an diesem Tag die Orca´s die Lust am Jagen verloren. Gut, dass wenigstens auf die „17:30 Uhr Delfingruppe “ Verlass war. Gut 150 Flipper schwammen von West nach Ost. ( aus dem Atlantik in´s Mittelmeer ) . Damit konnte der Veranstalter der Whalewatching Tour noch gerade eben eine Meuterei der zahlenden Gäste vermeiden. 45 Euro kostet die 3h Tour. Bei einer vierköpfigen Familie, die hierfür extra aus Marbella oder Torremolinos anreist, beläuft sich die Tagesausgabe inkl. T-Shirt, Stoff-Orca  Eis und Sprit auf locker 250 Euro . Ich freute mich irgendwie , dass die Wale ( falls denn überhaupt anwesend ) den Tauchgang vorzogen. Meiner Tochter Louisa verspreche ich hiermit aber trotzdem eine Wiederholung einer Orca Tour.  Aber mit Sicherheit an einer anderen Stelle . „Petri Heil den Marokkanern“ ) 


Noch auf dem Rückweg nach Madalena kamen wir mit zwei richtig netten Menschen aus unserer Hauptstadt in´s Gespräch. Ines und Frank wohnen im Berliner Bezirk Prenzl
( Prenzlauer Berg ) . Logischer Weise ergab sich wegen unserer legendären „Berlin Berlin – Tour“ jede Menge an Gesprächsstoff.  Im Hafen angekommen beschlossen wir erst einmal ein gemeinsames Bier zu trinken . Es wurden dann am Ende  2-3 Glas  🙂 . Leider konnten wir sie aber nicht auf der im Anschluss gebuchten Bustour mitnehmen, denn der Transit war mit uns 6 Raketen plus Guide und Fahrer schon am Rande seiner Kapazität.  Wir tauschten dann noch die Mailadressen und wünschten Ihnen noch tolle Tage auf Pico und Faial .

Nach dem Elektrolyteausgleich zeigten uns Rui und Josie dann einige Hotspots der Insel Pico . Gleich direkt neben Madalena ist z.Bsp. ein kleines Weinanbaugebiet. Im Karree gelegte Mauern aus Lavastein schützen die Reben vor dem stetigen Wind vom Atlantik. Gleichzeitig speichert die Lava jeden Sonnenstrahl und gibt damit dem Wein ein ideales Umfeld für die Reifung eines guten Tropfens.  Apropos Tropfen; die Wanderung entlang der Felder machte uns durstig. Also fragten wir Rui ob er uns vor dem nächsten Ziel zu einem Bierdealer bringen könnte. Er konnte 🙂

Wir besuchten dann noch eine Art “ Freilichtmuseum“ mit alten Fischer & Bauernhäusern und einer Destillerie aus den Zeiten der Prohibition . Mit anderen Worten, hier handelte es sich eher um ein Museum, statt um eine intakte Tränke. Bei dem wirklich guten Wetter ( der beste Tag der letzten Tage ) machte es auch überhaupt keinen Sinn zur Mittagszeit Schnäpse zu trinken.

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An einem weiteren Strandabschnitt ( nur erkaltete schwarze Lava statt Sand ) konnten wir die ganze Kraft des Atlantik erahnen. Die nie aufhörende Brandung  wird dort in einen Turm aus massivem Beton geleitet . Durch einen Schlot geführt wirkt das Wasser dann als Antrieb für Turbinen zur Stromerzeugung. Und mit einem ohrenbetäubenden Lärm verlässt ein Teil der Gischt dann wieder das Gemäuer. Sicher keine Location für den Standardtouri; doch uns gefiel es .

Bei einem Snack hatten wir dann Gelegenheit ein wenig „privaten Smalltalk “ mit Rui und Josie zu führen. Beide berichteten von besonderen Begegnungen mit Walen und anderen Tieren der Tiefsee.  Und Rui konnte mit einigen fantastischen Aufnahmen beweisen, das es sich bei Ihren Erzählungen nicht um „Walfängergarn “ handelte. Dabei ging es nicht nur um Wale, sondern auch um Mondfische und portugiesische Galeeren (eine der giftigsten Quallen überhaupt ) . Wie gerne hätten wir bei unserem Törn mit Delfinen geschwommen. Aber was schon nicht auf Kuba geklappt hatte,  sollte uns auch dieses Mal nicht gelingen.
( wetterbedingt )

Jetzt war es Zeit für die Tränke. Ein wenig Brot und Käse , diverse Sorten Wein und ein „Selbstgebrannter“ wurden uns in einer höher gelegenen Adega ( an der Mosel Winzer genannt … ) serviert. Lecker; aber seit Kuba ist der dunkle 7-jährige Rum unser Lieblingsdrink.

Zur Abkühlung fuhr Rui dann mit uns auf gut 1000 Meter über NN ( also über dem Meeresspiegel ) . Dort erwartete uns eine völlig veränderte Landschaft. Das Hochplateau Pico´s erinnert eher an ein schottisches Hochland als an eine Atlantikinsel.  Dichter Nebel zog auf . Rui parkte und wir beschlossen eine kurze Raucherpause einzulegen. Vor uns war ein Zaun erkennbar. Und dahinter ?  Wasser ? Je länger wir dort standen, desto besser konnte man erkennen wo wir eigentlich standen. Rui hatte uns zu einem See gebracht, dessen Größe wir leider nicht ausmachen konnten. Aus dem Nichts erschienen vor uns sogenannte „Nebelkühe“ und „Nebelenten“ .

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Der Pico ( Vulkan und Namensgeber der Insel ) ist übrigens der höchste Berg Portugals. Ganze 2351 Meter sind bis zur Spitze zu bewältigen. Wir hatten den Kegel des Vulkans ja schon diverse Male in Wolken gehüllt gesehen; doch heute waren wir bei der Entstehung des Ufo´s live dabei. 

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Auf dem Rückweg zurück nach Maladena machten wir noch eine Stippvisite in einer Kraterhöhle. Udo und ich sollten nicht so nah an den Kraterrand gehen; denn Rui wollte die Höhle noch anderen Gästen zeigen. Ob hier wohl einst Piraten Ihre Beute versteckt haben ?

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Vor dort ging es auf direktem Weg zurück zum Hafen Madalena´s . Selbstverständlich wurden Rui und Josie noch standesgemäß von uns verabschiedet . Muito obrigado 🙂 Da wir bis zur Abfahrt der Fähre noch genügend Zeit hatten beschlossen wir erst einmal ein „Gezapftes“ zu erstehen. Eine dicht besetzte Außenterasse einer Bar in Hafennähe war unser Ziel. Der letzte freie Tisch verfügte leider nur über 4 Stühle. Doch ein deutsches Ehepaar am Nachbartisch half uns entsprechend mit Ihren freien Sitzmöbeln aus . Wir kamen in´s Gespräch und plauderten über Wale, Kegeltouren und die bevorstehende WM . Zuletzt erwähntes Thema steht auch in engem Zusammenhang mit seinem Beruf . Mit anderen Worten; Ihn kennt praktisch jeder, der die Bundesliga verfolgt. Sehr nette Leute 🙂

Am Pier erwarteten uns dann Ines und Frank ( die Berliner Whalewatcher ) . Da Ihr Hotel nur einen Steinwurf entfernt vom Hafen ist, wollten Sie uns noch persönlich verabschieden . Sehr nette Leute 🙂

Die Rückfahrt verlief unspektakulär. Nur die Wolken über dem Pico formierten sich zu einer bedrohlichen Szenerie. Ganz zur Sorge der Raketenmänner; denn am Folgetag stand eine Biketour auf unserer „to do Liste“ .

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Nach der kurzen Nacht  ( der Fisch des Abendessens wurde in der Lounge des Hotels noch in Rum eingelegt ) wurde es sportlich. Zumindest sah es erstmal so aus. Die Räder von Peter´s Café machten durchaus einen guten Eindruck.  Beeindruckend war auch das Wetter. Denn die Regenwolken hatten sich vollends über das Eiland gelegt. Zum Glück hatten sie Ihre feuchte Fracht schon während der Nacht freigegeben. Mit 2 PickUp´s wurden wir mitsamt unserer Räder zum höchsten Punkt der Insel Faial gebracht. Nur je höher wir kamen desto nebliger und windiger wurde es . Unsere Fahrer verkniffen sich das Lachen; denn wer ist schon so bescheuert bei diesem Wetter eine Mountainbiketour zu machen. Oben angekommen liessen uns die Jungs dann sprichwörtlich im Regen ( bzw. im Nebel ) stehen und fuhren hupend in´s Tal zurück.

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Kurz darauf kam ein Reisebus mit spanischen Touristen vorbei. Da der Blick in die Caldera ( Krater ) wegen des Nebels stark beeinträchtigt wurde , waren wir die Attraktion Ihrer Ausflugsfahrt.  Denn wenn man nach 1043 Höhenmeter noch rauchend nach Dosenbier fragen kann , dann musste es sich bei uns um Spitzensportler handeln 🙂

Irgendwann war der erste Kettenschaden repariert und wir konnten die Downhill Abfahrt beginnen. Wahrscheinlich hatte Angela Merkel auch „Aufbau Ost“ Gelder nach Faial überwiesen , denn die Strasse war in einem super Zustand.  Die rund um die Caldeira hängende Nebelfront war schnell hinter uns gebracht, doch bekamen wir immer wieder eine kalte Dusche ab. Und zwar immer dann, wenn der immer noch kräftige Wind den Blätterwald vom anhaftenden Nebel befreite.

Solange die Schwerkraft für uns arbeitete kamen wir sehr gut voran. Jedoch mussten wir nach einer kurzen Rast eine kleine Anhöhe hinauf fahren.  Spätestens jetzt hätten die Spanier aus dem Reisebus Ihr Meinung über unsere Fitness geändert.  Wir fanden aber immer wieder abschüssige Wege, die uns der Küste näher brachten. Letztendlich erreichten wir dann bald auch ein erstes Dorf mit Dorfbar. Was lag da näher als eine kurze Rast zu machen. Zwei Runden Sagres später starteten wir zur Königsetappe. Das Ziel war “ NN “ ( Normal Null oder Meeresspiegelhöhe ) Ich verfehlte das Ziel um ca. 0,5 Meter. Die Jungs hätten mir den Tagessieg und den damit verbundenen Badespaß gegönnt.

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Bis nach Horta waren noch ca. 3 km Küstenstraße zu bewältigen. Zusammengefasst muss man allerdings sagen das Treckingräder ( diese haben nämlich keine Stollenreifen ) die bessere Wahl gewesen wären.  Aber die Tour hat uns trotz der beschwerlichen Anhöhen ( 🙂 , 🙂 ) einen Riesenspaß bereitet. Auf der Aussenterasse  einer Bar mit Ausblick auf die Bucht Porto Pim endete dann der sportliche Teil des Tages mit einer lustigen Kaffeetafel. Bevor wir die Räder zurückgaben machten wir noch eine kleine Hafenrundfahrt.

Statt einer Autogrammstunde hinterliessen wir den Insulanern letztmalig unseren Schriftzug.

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Als gastronomischen Abschluss hatten wir uns dann noch einen Tisch für den Abend reserviert. Im Nachhinein eine gute Wahl, denn das Lokal war am Abend sehr gut besucht. Vor dem Essen zweifelten wir allerdings an der Gastfreundschaft der Wirtsleute. Wein, Wasser, und sonstige Getränke wurden reihenweise an Gäste serviert, die lange nach uns die Bestellung aufgegebenen hatten. Mit rotem Kopf und „holprigem Englisch “ brachte uns dann die Tochter des Chef´s sechs große, frischgezapfte und gut gekühlte Glas Bier.  Das Fass wäre leer gewesen …..

Fisch und Fleisch waren übrigens top !  Und obendrein noch sehr günstig.  (Ackerbau und Viehzucht auf der Insel und rundherum ein Füllhorn an Meeresspeisen . Hier muss praktisch nichts importiert werden. Ausser Sagres, denn das wird in Lissabon gebraut . Diese portugiesische Metropole war übrigens unser nächstes Etappenziel.  Für drei weitere Nächte hatten wir uns in Lissabon in einer Altstadtwohnung eingebucht )

Vor dem abendlichen Restaurantbesuch gab es übrigens noch ein zufälliges Wiedersehen mit sehr „netten Leuten“ ( Café  Madalena ) . Unserer Empfehlung folgend hatten sich die beiden ein Fährticket besorgt und haben sich Horta und den Hafen angeschaut. Seit diesem Abend hat der KC Rakete ein neues Ehrenmitglied. ( Übrigens ein Blauer 🙂  )

Am nächsten Morgen war unsere Stippvisite auf Faial beendet. ( leider ) Irgendwie hatte uns das Eiland an vorhergehende Touren erinnert.  Die Lava Islands , die grünen Wiesen Irlands und die Lebensfreude der Kubaner . Dank der deutschen Pünktlichkeit konnten wir bis zum Abflug der verspäteten Maschine noch ein paar Super Bock auf der Terrasse des Flughafens geniessen. Und Rakete ? Sie hatte endlich mal Ausgang; denn während unseres Aufenthalts war Ihr Platz im Hotel. Wären wir die ganze Zeit mit Ihr herumgezogen hätten wir uns strafbar gemacht. 6 Erwachsene und ein Tiger im Skoda Fabia sind selbst auf den Azoren zu viel des Guten 🙂

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Die nächsten Tage verbrachten wir dann in Lissabon – Die Story dazu folgt alsbald

Twins, Twin Towers und der ausgefallene Ausflug nach Washington

Teil II unserer 1997er Tour nach Island/Manhattan

Nach den eher beschaulichen Tagen ( Nächte gab es ja nicht ) auf Island, waren wir gespannt auf den nächsten Teil unserer Tour. Ich selbst war bereits schon 1988 in NY City gewesen. Von daher hatte zumindest ich eine Ahnung über den bevorstehenden Gegensatz zu Island. Auf meinem persönlichen Plan standen auf jeden Fall ein paar in guter Erinnerung gebliebenen Hotspots der damaligen Reise.  Bezüglich des Abendprogramms war aber schon im Vorfeld klar, dass mein damaliger Lieblingsclub als Ziel nicht mehr zur Verfügung stand. Denn das LONE STAR CAFE war mittlerweile leider geschlossen worden. Diesen Live Music Club hatte ich 88 gleich an drei Abenden besucht. Aber die MC HALES BAR, welche heutzutage leider auch geschlossen ist, sollte ein Teil der Raketenstory in NY werden.

Vom JFK ging es nach einer endlos dauernden Befragung der Homeland Security per Bus zur “ City,  which never sleeps “ . Je näher wir an Manhattan kamen, desto stärker wurde der Traffic auf den immer mehr Spuren führenden Highways . Spätestens aber auf der Queensboro Bridge schalteten wir den Hebel von Countryside auf Citylive um. Die Brücke verbindet Long Islands Stadtteil Queens mit Manhatten ( Höhe 59th Street ). Wie schon so oft im Intro von US Spielfilmen/Serien ( Kojak ..)  gesehen,  ergeben sich beim Überqueren der Brücke (Baujahr 1909) fantastische Blicke in Richtung der Skyscraper Manhattans. Damals, vier Jahre vor 09/11 , konnte man auch noch sehr deutlich die Twin Towers im Süden Manhattans durch die Streben der Stahlkonstruktion sehen .  Kurz darauf ging es südlich am Central Park vorbei in Richtung Times Square. Die überall blinkenden Leuchtreklamen und die in Überzahl vorhandenen Yellow Cabs liessen den letzten der Raketen die Ruhe des Islandaufenthaltes vergessen.

Peter ( phhhhhh phhhhhhh ) hatte wieder allerhand organisatorisches zu verkünden. Gleich für den Ankunftsabend hatte er sich aufopferungsvoll angeboten, mit interessierten Reisenden einen Abendspaziergang und einen gemeinsamen Restaurantbesuch zu machen.  Mit unserer Beteiligung hatte kaum einer gerechnet . Ob der Ehemann des Rotschopf lieber mit uns gegangen wäre ?  Wir haben dann auch niemanden enttäuscht und sind nach Bezug der Zimmer unseres Hotels ( Theater District ) alleine auf Entdeckungsreise gegangen.  Nur ein paar Minuten vom Hotel entfernt kamen wir dann an dem (!!) Hotspot  Manhattan´s an, den jeder auf dieser Welt kennt. Ich hatte den Times Square ja schon vorher besucht; aber trotzdem war es wieder überwältigend hier zu stehen.  Die Temperatur war in Fahrenheit gemessen immer noch oberhalb von 70 Grad. Die Hitze der Leuchtreklamen und der Spritgeruch der im Stop&Go vorbeifahrenden Gefährte amerikanischer Automobilbaukunst verstärkten den Eindruck das gerade ein heißer Sommertag zu Ende ging. Dass es an diesem Abend noch regnen, bzw. „schütten“ sollte, hatten wir bzgl. unserer Kleidungswahl außer acht gelassen.

Ohne Metro ging es dann „per Pedes“  acht Strassenzüge in Richtung Downtown .  Ecke 5th Avenue und 34th Street steht das einst höchste Gebäude der Welt. Das Empire State Building. Was lag näher als die paar Treppenstufen bis zur Aussichtsplattform im 86. Stock zu nehmen um dann von oben einen Blick auf die City zu haben. Wir trafen dann aber am Lift eine berühmte Person aus Hollywood.  King Kong, der wahrscheinlich noch ein Date mit seiner Chica auf der Turmspitze des Empires hatte, fuhr mit uns im Fahrstuhl nach oben. Wir ließen Ihn seines Weges gehen und machten uns auf den Weg auf die Außenterasse. Hier oben wehte an diesem Abend ein noch wärmer erscheinender Wind als 320 Meter tiefer in den Strassenschluchten Manhattan`s. Der 360 Grad Blick über die City war fantastisch. Zum Beispiel auf Wolkenkratzer wie das Chrysler Building , die Downtown stehenden Twin Towers und die Stadtteile jenseits des Hudson und des East Rivers. Dieses erste Highlight hatte uns hungrig und vor allem durstig gemacht.

Kurz bevor wir im Anschluss das Mc Hales ( Sports und Theater District Bar irischen Ursprungs ) erreichten, begann es „Cats and Dogs“ zu regnen. Der starke Wind wuchs sich zum echten Sommergewitter aus und die Gullideckel sprudelten wie die Geysire Islands. Durch die Fenster der Bar konnten wir den gerade ankommenden Bus der Reisegesellschaft sehen. Ob die Haarfarbe des Rotschopf hielt ? Uns war es egal; wir bestellten uns zwei Pitcher Budweiser ( je 1,89 Liter Inhalt ) und orderten dazu eine Ladung Burger . Die Gäste des Abends waren vor allem Schauspieler ( max. aber K oder L-Promis ) der benachbarten Broadway Theater. Und wir natürlich ! In der gemütlichen Atmosphäre der Sportsbar arbeiteten wir das Erlebte der letzten Tage nochmals auf und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage im BigApple.
Peter ( phhhhhhhh phhhhhhhhh ) hatte während des Flughafentransfer schon im Werbeblock über das Ausflugsprogramm gesprochen. Bereits bezahlt und damit Bestandteil der Tourplanung  waren eine Bus – Stadtrundfahrt und die Circle Line Tour ( Umrundung Manhattans per Boot ) .

Zusätzlich bot Peter ( phhhhhhhh phhhhhhhh ) an, mit interessierten Gästen einen Besuch der US Hauptstadt Washington zu machen.( noch heute klagt Dirk an : “ Ich wäre viel lieber nach Washington gefahren „)

Am nächsten Morgen ging es nach einem guten Frühstück im benachbarten Diner zur gemeinsamen Stadtrundfahrt. Wir fuhren am Guggenheim Museum vorbei, fuhren durch Harlem und machten einen längeren Stop am Trump Tower. Die Tour führte uns dann auch noch vorbei am Madison Square Garden, dem Gebäude der UN, der Central Station und entlang des bereits von uns erklommenen Empire State Building. Die investierte Zeit hatte sich durchaus gelohnt, denn die Busfahrt gab uns einerseits Orientierung in der Stadt und andererseits die Gelegenheit den „Affen “ des Vortages zu kurieren. Bis zur CircleLineTour sollten wie die Reisegesellschaft nach Abschluss der Busfahrt nicht mehr zu sehen bekommen.

Am Tage des Washington Ausfluges begannen wir den Tag mit einer Fahrt mit der Tramway (eine Gondelbahn die parallel zur Queensboro Bridge verläuft) nach Roosevelt Island und zurück. Ein preiswertes NY Erlebnis der besonderen Art. In aller Ruhe konnten wir uns den Verkehr der Fahrzeuge und der Züge auf den übereinander liegenden Ebenen der Brücke anschauen.

Anschliessend liefen wir entlang des East River in Richtung Downtown. Ziel war ein Pier, an dem ich einen Helicopter Port meiner 88er Tour vermutete. Auch ohne Navi fanden wir wonach ich suchte. Der Preis lag pro Kegler bei ca. 100 US Dollar. Reisevermittler aus Midtown schlagen da gerne nochmals 20-30 % Vermittlungsgebühr auf. Der Flug war zwar nicht länger als 12-13  Minuten; aber das Erlebnis brennt sich auf ewig in das Gedächtnis ein. Über den Central Park zum Hudson, von dort entlang der Skyline in Richtung Süden und der Freiheitsstatue. Danach ein Vorbeiflug an den Twin Towers und über die Brooklyn Bridge zurück nach Midtown. Einen Helikopter Rundflug sollte wirklich jeder NY Reisende machen .

Oder man fährt nach Washington ( 3,5 h Hin, 3,5 h zurück .plus Stau=min 8-9 h im Bus ! ! )

Voller Andrenalin ging es dann erstmals per Metro weiter.  Weitere Ziele des Tages waren ChinaTown, Little Italy und die Wall Street .


Mit einem Besuch des Washington Square Park und einer Shopping Tour in einem skurrilem Kaufhaus am Broadway ließen wir den Nachmittag ausklingen. Am Abend gab es noch einen Pitcher im Mc`Hales und einen Abendspaziergang über den TimesSquare . Diese Tour des KC Rakete war bereits jetzt ein Höhepunkt der Clubgeschichte. Tags drauf sollte die Circle Line Tour anstehen. Peter ( dieses Mal ohne Mikro ) hatte uns im Foyer des Hotels genauestens über den Treffpunkt und die Uhrzeit am Pier 86 instruiert. Und “ begeisterte „Washington Fahrer berichteten uns über Ihre Erlebnisse . Ganz nach dem Motto : „Auf dem Highway war die Hölle los „

Tagsdrauf sind wir aber erst einmal in Richtung Downtown gefahren. Direkt vor den Twin Towers gab es für Hungrige noch Gelegenheit , einen HotDog von einem klassischen mobilen Fastfooddealer zu erstehen. Im Anschluß ging es dann mit dem Fahrstuhl ( 2 Fahrstühle ) auf schlappe 415 Meter zur Aussichtsplattform des WTC II  ( World Trade Center, Südturm )  Gerade mal vier Jahre später sollten diese Bauwerke dem Erdboden gleich gemacht werden. Ein noch heute unvorstellbarer Gedanke . Am Nachmittag des  09/11 saß ich fassungslos am TV und versuchte meiner 6 jährigen Tochter zu erklären, dass es sich um reale Bilder handelte. Udo kam dann dann auch noch dazu und wir dachten gemeinsam an den Tag unseres Besuches auf der Plattform der Towers. Ganz anders als zuvor auf dem Empire State Building war das Erlebnis der Höhe hier noch intensiver. Vielleicht verstärkte sich der Eindruck, weil man genau gegenüberstehend eine 1:1 Kopie des Gebäudes sah, auf welchem man gerade stand.

Da wir noch eine Verabredung mit Peter , dem Rotschopf und dem Rest der Reisegruppe hatten, mussten wir nun wieder zurück nach Midtown. Per Bus ging es bei schönem Wetter längs des Hudson bis zum Pier 86/Höhe46th Strasse. Als Museumsschiff liegt dort seit 1982 der Flugzeugträger USS Intrepid (CV-11)  Ein beeindruckender Dampfer, doch unser Ausflugsboot sollte einen ganz und gar anderen Maßstab haben. Fast überrascht  betrachtete uns ein Großteil der Reisenden . Geradezu verwundert nahmen Sie zur Kenntnis, dass wir auch ohne die Begleitung des Reiseleiters diese Stadt überlebt hatten.  Die Circle Line Tour war nach BUS, METRO, TRAMWAY und HELI eine weitere, sehr empfehlenswerte Form der Stadterkundung. Denn aus der Perspektive eines Schiffsreisenden konnte man in aller Ruhe ( und vor allem bei schönsten Sonnenschein ) die Skyline und weitere Highlights der City an sich vorbeiziehen lassen. Überhaupt, die Ruhe auf dem Ausflugsschiff  stand ganz im Gegensatz zum allgegenwärtigen Sound der Straßen von Manhattan.

Wir verabschiedeten uns von „fast“ allen Reisenden und zogen wieder alleine unsere Bahn durch den BigApple. Die Lunge der Stadt ( Central Park ) sollte dann unser nächstes Ziel sein. Intensiv wurde diese Oase der Ruhe dann erwandert . Dabei fielen uns an jeder Ecke Plätze auf, die man schon aus Film & Fernsehen kannte.  Zum Beispiel die Passage einer Joggingstrecke , die am grossen See vorbeiläuft. Oder gleich diverse Ecken, an denen die Hippiszenen aus HAIR aufgenommen wurden. Der Park bietet eine endlose Ansammlung an solchen Drehorten.

Ein ebenfalls geschichtsträchtiger Ort sind die Strawberry Fields . Ein Gedenkplatz, der von John Lennon´s Frau ( Yoko Ono ) gestaltet wurde und der am Rande des Central Park West liegt . Direkt gegenüber ( Central Park West /72 ) steht das Gebäude, vor dem John Lennon am 08.12.1980 erschossen wurde. ( Dakota Building )

Nach so viel Bewegung mussten wir nun dringend etwas für unseren Elektrolytehaushalt unternehmen. Schon im Vorfeld hatten wir uns hierfür eine Location auf unserer Roadmap markiert. Das Restaurant TWINS lag seinerzeit östlich des Central Park. Die Besitzerinnen waren die Schwestern Debbie und Lisa Ganz.  Nach einem Umzug zum TimesSquare soll das Restaurant heutzutage leider geschlossen sein. Aber 1997 waren wir auf jeden Fall ein Gast der „Ganz-Sisters“ . Der Clou des Restaurant war die Tatsache , dass alle Angestellten Zwillinge waren. Am Counter, in der Küche und im Service arbeiteten ausschliesslich eineiige Zwillinge jeden Geschlechtes. Wir wurden, wie in den Staaten üblich , einem Tisch zugewiesen und bzgl. unserer Wünsche nach Getränken und Speisen befragt. Eine Kopie der Bedienung kam dann dazu und beide texteten uns nebeneinander stehend gleichzeitig zu.  Gleiches passierte dann , als die Getränke und die Speisen gebracht wurden. Essen und Bier waren super. Der Unterhaltungswert sowieso 🙂

Am Vormittag des sehr erlebnisreichen Tages studierten wir auf dem Weg nach Downtown ( Ziel TwinTowers ) die NY Village Voice. Diese wöchentlich erscheinende Gazette liegt an jeder Ecke kostenlos aus und besteht vorrangig aus Werbung und Kleinanzeigen. Dazu kommen natürlich  wöchentlich aktualisierte  Anzeigen der unzähligen Locations und Bars , an denen am Abend Live Music angeboten wird. Wir suchten genau diese Clubanzeigen und fanden dann auch eine Bar nach unserem Geschmack. Der Club hieß „Manny´s Car Wash“. An diesem Abend sollte ein Band mit dem vielversprechenden  Namen “ Walter Wolfman Washington“ zum Tanz aufspielen. Um diesen Teil des Tages abzusichern griffen wir zum Hörer eines Münzfernsprechers und sicherten uns den Eintrag auf die Gästeliste.

Nachdem wir das doppelte Lottchen ( Debbie & Lisa ) und deren Zwillingssammlung verlassen hatten ging es direkt weiter zu Manni ´s Autowaschanlage . Natürlich waren wir viel zu früh und besetzten daher erst einmal die Barhocker am mächtigen Counter der Traditionsbar. Die Wahl des Bieres fiel auf eine, uns nicht bekannte Sorte mit dem Namen unseres Kegelclubs (Rocket Beer). Symbolträchtig, aber nicht ganz unser Geschmack .  Ich liebe das deutsche Reinheitsgebot . Während der Wartezeit fiel unser Blick auf ein Plakat aus der vorhergehenden Woche . Kein geringerer als “ Matt Guitar Murphy “ hatte nicht einmal 7 Tage vor unserem Besuch auf dieser Bühne gestanden. ( Matt war ursprünglich der  Gitarrist der Blues Brothers Band . Im gleichnamigen Film war er der Ehemann von Aretha Franklin und Koch des Soul Food Café´s . 1989 hatte ich die Gelegenheit genutzt , die Blues Brothers Band live in Montreux zu sehen ) 

Nun war es an der Zeit, die Stellung zu wechseln. Es kamen immer mehr Gäste in den Club und es füllten sich die Sitzreihen vor der kleinen , im hinteren Bereich der Bar liegenden Bühne. Wir stellten uns am Rand auf und lauschten erwartungsvoll den ersten Klängen der Kapelle. Walter (ein farbiger Bluessänger ) hatte ein BLÄSER-TRIO  dabei, welches ordentlich einheizte. Das Wort ordentlich steht hier für maximale Lautstärke und Ausdauer . Zuviel VOLLGAS für Thomas und Jochen. Die beiden hatten schon vor der ersten Ballade genug und verabschiedeten sich in Richtung Hotel. Die Mischung aus Musik und Bier gefiel dem Rest; nur wechselten wir später auch wieder die Stellung und zogen zurück auf die Barhocker. Ein weiterer Tag mit vielen Highlights neigte sich dann irgendwann dem Ende. Aber ein Highlight sollte noch folgen…….

Statt bis zur nächsten Metrostation zu laufen,  winkten wir uns ein Cab  ( Taxi ) heran. Ein grosser gelber Schlitten stoppte seine Fahrt und nahm uns 4 restlichen Kegelbrüder auf. Ich saß vorn und dirigierte den arabischen Fahrer in Richtung des Times Square. Auf der Lexington Avenue gab der Beduine Gas und fuhr unseres Erachtens deutlich zu schnell. Dazu kam dann noch, dass die Karre weich wie Butter war. Eine Bodenwelle ließ die Federn dann vollends durchschlagen. Der Kofferraumdeckel sprang aus dem Schloss und schnellte bei vollem Tempo hoch. Ich weiß jetzt nicht mehr ganz genau was ich Ihm zugeraunt habe, aber er schien es als Aufruf zur Vollbremsung verstanden zu haben. Ob seine flammende Wutrede jetzt mir oder dem Zustand seines Wüstenschiffes galt ? Er parkte , stieg aus und schlug den Deckel mit aller Wucht zu. Die restliche Fahrt ging es dann eher bedächtig zu.
Da bekommt der Satz : “ den Deckel drauf machen “ eine ganz andere Bedeutung…..

Hier ein Bild der Radio City Music Hall . ( Schaut Euch mal um ; eine Drehung nach links und Ihr seid da. Ansonsten könnt Ihr Euch auch gerne einen Hot Dog kaufen. Schlage vor, dass Mareike uns zum nächsten Kegeln Hot Dogs macht ) 

Es gab noch so viele Dinge , die wir damals bis zur Rückkehr in´s Sauerland erlebt haben :

Jochen hat eine Videokamera mit einem Superzoom gekauft (Stand1997)
( Allerdings erst 10 Minuten vor der Abfahrt zum Flughafen )

Thomas hat eine Mütze und ein T-Shirt der Feuerwehreinheit aus Midtown erworben
( Im Kaufhaus Macy´s konnte er sogar einen Live-Einsatz miterleben ) 

Ich habe einen Aufkleber der BluesBrothers erstanden .
( Ein Original von 1978, Atlantic Records – Der Film ist von 1980 !! )

Der Rotschopf und wir hatten uns immer noch nichts zu sagen
( was auch ? )

Peter fasste diese fantastische Tour per Busmikro zusammen.
( Phhhhhhhhhhhhhh Phhhhhhhhhhhhhhh  )

Wir flogen zurück, küssten unsere Frauen und Kinder , packten die Koffer aus und hatten 2 Wochen später Kegeln . . . . .

THE END

Peter , Rotschopf und die Wikinger

Im Jahr 1997 beschlossen wir 18000 DM in die Tourismusförderung der isländischen und amerikanischen Staaten zu investieren. 12000 DM gingen für uns 6 Kegelbrüder für die Flüge, die Unterkünfte und das Ausflugsprogramm drauf. Den Rest haben wir in gleichen Teilen für das notwendige Taschengeld unter uns aufgeteilt.

Ein Remscheider Reiseanbieter hatte diese einwöchige Tourkombination aus Island und Manhattan im Programm. Sicherlich kein Schnapp, denn Billigflüge waren Mitte der 90er noch rar. Von Hagen aus ging es per Shuttlebus nach Luxemburg. Und schon im Bus fiel auf , das der Standard Touri sich auf eine abwechslungsreiche Woche mit einem Kegelclub als Mitreisende einstellen mußte . Mit Tourshirt gekleidet und Dosenbier trinkend ( am frühen Vormittag ) wurden wir bei diversen anderen Gästen schon als Reise-Hooligans kategorisiert .

Über Luxemburg ging es dann per Flieger nach Island. Die Insel erschien nach langen und unspektakulären  Flug im Atlantiknebel. Als wir uns dem Flughafen Kevlavik mit Sichtkontakt auf das lavabedeckte Terrain näherten , dachten wir an Jules Verne “ Reise zum Mittelpunkt der Erde „.  Kein Baum oder Strauch war in dieser Lava-Einöde in Sichtweite. Auch nach dem CheckOut und der Busfahrt in Richtung der Hauptstadt Island´s ( Reykjavik ) wollte sich bei Nebel und leichtem Regen kein Reisefieber einstellen. Statt einer direkten Anfahrt zur Hauptstadt fuhr der Bus uns zur „Blauen Lagune“ ( auf isländisch Bláa Lónið )

Statt Bilder ( müssen wir noch scannen ) hier ein Link zum Thermalfreibad mit Wassertemperaturen zwischen 37 – 42 Grad Celsius. Quelle Google Maps Wir waren dort aber nicht selbst baden, denn der Rotschopf ( eine nette Mitreisende ) hatte Ihren Bikini nicht dabei. Statt dessen durften wir den Badegästen nur durch ein Loch im Maschendrahtzaun beim „Kochen“ zusehen, denn wegen der kalten Luft sah es fast so aus als würde das Wasser die doppelte Gradzahl haben.

Peter, unser Reiseleiter, hatte schon während der Anreise nach LUX die eine oder andere Erklärung zu allerlei „Orgakram“ und sonstiger Hinweise über das Busmikro ausgegeben . Wie in Deutschland und Luxemburg machte er auch auf Island Gebrauch von seinem Mikro.  Ein sich immer wieder wiederholendes “ phhhhhhh phhhhhhhhh“ kündigte wieder minutenlange Erläuterungen von Ihm an.  Hier soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass wir Ihn negativ in Erinnerung behalten haben. Ganz im Gegenteil, denn wir waren für Ihn die eher unkomplizierten und schnell zufrieden zu stellenden Gäste. Neben dem Rotschopf gab es noch andere „Bremsen“ und „Meckerköppe“; doch das sind die Basics für einen Reiseleiter.  Spätestens bei den Geysiren hatten wir Ihn in´s Herz geschlossen, denn der von Ihm mitgebrachte Rum verschaffte uns in Kombination mit dem vom Magma aufgeheizten Wasser einen ökologischen Longdrink allererster Güte.

Unser Hotel in Reykjavik lag in unmittelbarer Nähe der Perle ( auf isländisch Perlan ) Das ist ein Warmwasserspeicher, der zum Zeitpunkt unserer Reise gerade erst 6 Jahre alt war. Ein interessantes Bauwerk , welches oberhalb eines kleinen Tannenwaldes auf einem Hügel gebaut wurde.  Peter erklärte uns , dass ganz Reykjavik stolz auf diesen Weihnachtsbaumwald sei, denn das Wachstum sei bei diesen Bodenverhältnissen sehr eingeschränkt.

Wir haben selbstverständlich einen Abstecher zur Perle gemacht, denn Peter hatte uns eine gute Aussicht versprochen. Einen kurzen Rundumblick später haben wir noch einen Schnelldurchlauf einer im Foyer gezeigten Oldtimer – Ausstellung gemacht und sind dann in Richtung Stadtmitte Reykjavik gewandert.  Da wir schon lange nichts mehr zum „Beißen“ hatten, haben wir dann eine Futterkrippe gesucht die uns nicht gleich am ersten Tag das Budget ruinierte. Das Essen war , soweit ich mich erinnere,  noch verhältnismässig bezahlbar.  Aber das Fläschchen Bier ( 0,33 Lt ) kostete nach Umrechnung der isländischen Krone stolze 10 deutsche Mark ! !  Die Pulle Bier sollte aber nicht das teuerste Getränk des Aufenthalts auf Island bleiben, denn während eines Besuches im Hard Rock Cafe mußten wir noch stolzere 18 DM für ein ( 1 ) Glas Isländer Braukunst berappen.  Aber was soll´s …. wir bestellten noch eine Runde und hatten am Ende dann das Glück, dass nur eine der Runden zur Abrechnung kam.

Die Ausflüge auf Island waren trotz des Rotschopfes und Peter´s langatmiger Erklärungen der GEGEND sensationell . Höhepunkte waren der Besuch des Gullfoss Wasserfall und die Geysirlandschaft des Strokkur .

Als Vorgeschmack auf die,  wie schon erwähnt,  noch nicht digitalisierten Bilder müssen aktuell die Google Maps Streetviews ausreichen.

Leider lassen diese Aufnahmen nicht erahnen, welche Naturgewalten hier wirken. Als wir uns den in die Tiefe stürzenden Wassermassen des Gullfoss näherten, sahen wir einen scheinbar begehbaren Einschnitt des Felsmassivs . Da uns keiner daran hinderte beschlossen wir es zu wagen . Am Ende des Weges ( zur linken der Berg – zur rechten der Tod ) konnten wir unter dem tosenden Vorhang aus Schmelzwasser die Tour vorzeitig beenden.  Mal abgesehen von der ohrenbetäubenden Lautstärke ; die Kraft des Wassers hätte uns bei Berührung in die Tiefe gezogen.  Da wir noch nach Irland, Kuba und zu den Azoren wollten, gingen wir zurück und schauten uns das Spektakel von der nicht minder gefährlichen Plattform zur linken des Wasserfalls an. Auch dort gab es praktisch keine Einschränkungen bzgl. der Begehbarkeit der Kante . Ich kann mich an keinen von mir besuchten Ort auf diesem Globus erinnern, an dem ich mich kleiner und kraftloser fühlte.

Beim späteren Besuch des Strokkur ( Geysir ) ging es auf jeden Fall beschaulicher zu. Nicht dass die sich immer wieder ( 3-5 Minuten ) bildenden Wasserblasen, welche dann als kochende Wassersäulen in die Höhe schossen ( 25-35 Meter ) langweilig waren. Aber das Rauschen des Gullfoss hatte man noch irgendwie als Vergleich im Kopf. Neben den Geysiren gab es jede Menge kleiner Quellen und Seen , welche vom Magma erhitztes Wasser bereit hielten . Peter hatte wie schon erwähnt Rum und Becher dabei. Es gab natürlich wieder Sprüche und Kommentare von Mitreisenden aus unserem Bus. Aber wir waren nicht die einzigen Gäste , die sich von Peter einen Öko-Grog bereiten ließen.

Neben diesen beiden Orten besuchten wir noch den Platz, an dem erstmals das isländische Althing ( Parlament ) stattfand. Der Thingplatz ist inmitten eines riesigen Lavafeldes oberhalb einer, wie in die Landschaft geschlagenen Furche (Schlucht ) Ein beeindruckender Platz mit einer tollen Sicht auf die schneebedeckten Berge am Horizont. Wir waren übrigens Anfang Juni unterwegs . Also eine Zeit auf Island, an denen die Strassen für ca. 3 -4 Monate mal nicht schneebedeckt sind. Die Wegstrecke unserer Tagestour ging vorbei an kleinen Ortschaften (deren Häuser wie fast überall auf Island bunte Dächer hatten) , an Flüssen und Seen (welche schon von weitem erkennen ließen, das Badewasser nicht aus Schmelzwasser bestehen sollte )  und an einer immer noch schneebedeckten Hochebene. Peter ( phhhhhh, phhhhhhhh )  erklärte, das es sich hier nicht um Neuschnee handelte, sondern das wir hier die ( sehr ) lang ausgestreckte Zunge eines Gletschers vor uns hätten.

Wie dem interessierten Leser gegebenenfalls schon aufgefallen ist,  standen die Naturspektakel bei diesem Teil der Tour eher im Vordergrund. Kneipentechnisch sind wir wegen der Luxussteuern auf schon dreimal besteuerte Steuern von hochprozentigen Getränken hier zu kurz gekommen. Aber wir waren entsprechend vorbereitet und hatten uns im DutyFree in Luxemburg mit Pernod und Southern eingedeckt. Statt Rum und/oder Whiskey standen diese Getränkemarken damals hoch im Kurs.  Auf einem unserer Hotelzimmer gab des dann einen gemütlichen Abend mit Schuss. Habe ich Abend gesagt ?  Es wurde einfach nicht dunkel, denn wir waren kurz vor der Mitsommernacht ( 21. Juni ) unterwegs.  Der Begriff  „weiße Nächte “ steht für die Wochen des Jahres , in denen es in der nördlichen Hemisphäre maximal dämmert .  Dunkel wird es in dieser Zeit des Jahres  auf jeden Fall nicht. Uns störte das nicht, denn die Pullen wollten wir auf keinen Fall in die USA importieren.

Wir hatten dann beschlossen, ein Fax  ( wir waren noch im prähistorischen Zeitalter der modernen Kommunikation )  in´s Sauerland zu senden . Was wir da seinerzeit auf das Papier gekritzelt haben kann ich nicht mehr in meinem Gedächtnis abrufen , doch weiß ich noch sehr genau wie wir  das Kunstwerk auf den Weg gebracht haben. Auf unserem Flur waren uns zuvor drei als WIKINGER gekleidete Herren begegnet.  Wieso und weshalb die Krieger Odin´s mit Wikingerhelm und Schild unterwegs waren , ließ sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ergründen.  Als wir kurz darauf mit dem FAX im Foyer des Hotels ankamen, waren wir erst einmal sprachlos.

Die drei Wikinger waren nicht alleine !  Gerade als wir ankamen verliessen gute 100 Krieger des Nordens das Hotel. Wir haben dann aber noch in Erfahrung bringen können , dass ein schon lange auf Island lebender Däne seine Freunde und Verwandte aus Dänemark zum Geburtstag eingeladen hatte. Ein netter, aber ein sicherlich nicht preiswerter Geburtstag. Alleine schon zum Aufgalopp des Abends bekamen seine Gäste mehrere Pullen Flaschenbier gereicht. Hochgerechnet auf den Kaufpreis einer Buddel, muss der Deckel des Aperitif gute 3000 DM gekostet haben.

Die Nächte die keine waren nutzen wir zum Vorschlafen , denn die folgenden Tage im Big Apple sollten im krassen Gegensatz zur tiefenentspannenden Landschaft Islands stehen.

Teil I der Tour war damit schon fast Geschichte. Bevor wir aber das Eiland verließen , zeigte uns Peter ( phhhhhhhh phhhhhhhh )  noch schnell das Haus, in dem Gorbi und Ronald Reagan elf Jahre zuvor Abrüstungsgespräche geführt hatten.

Im 2. Teil der Tourstory 97 heißt es dann  :  die Twins , die Twin Towers und der ausgefallene Ausflug nach Washington .

Berlin, Berlin

Anno 2006 wollten wir nach Irland ( 2003 ) eine sogenannte Zwischen-Kegeltour machen. Die Planung war schnell gemacht. Wir hatten keinen Plan. Einzig die Unterkunft war vorgebucht und wir hatten Karten für die BlueManGroup .

Am Prenzl  ( Prenzlauer Berg ) hatten wir im Vorfeld ein Hotel gefunden, welches neben der üblichen Einzel/Doppelzimmer mit Frühstück auch Wohnungen mit Frühstück anbot. Berlintypisch waren die Wohnungen über einen Durchgang in der Häuserfassade erreichbar . Ursprünglich heißen diese Wohnanlagen mit Hinterhof „Mietskasernen“  Der einzige Teil der Wohnung , den wir exzessiv genutzt haben war am Morgen das Bad. Die Betten waren in den Folgetagen nur wenig genutzt, die Küche gar nicht .

Die Auto´s wurden am Samstag vormittag geparkt und bis zur Abfahrt nicht mehr angerührt. Fussläufig erreichbar war dann der Wochenmarkt am KätheKollwitz-Platz unser erstes Ziel . Aber trotz einer sehenswerten Gulaschkanone ( es wurde Erbsensuppe gekocht )  besuchten wir zum Elektrolyteausgleich ein traditionelles Gasthaus . Die Restauration 1900 war genau die richtige Wahl. Grosse Gläser Brandenburger Braukunst und gutes Essen wurden unter der Markise im Aussenbereich eingenommen. Diese schützte uns weniger vor der Sonne, sondern eher vor dem Regenguss , der gerade über dem Bezirk Pankow niederging.

Ohne erst über Los ( Wohnung ) zu gehen, ging es dann per U-Bahn in die City . Ich möchte hier jetzt nicht versuchen, die besuchten Orte in seiner Reihenfolge aufzulisten . Aber zusammengefasst haben wir eine stattliche Anzahl von Gebäuden, Plätzen, und Stadtbezirken während der Trinkpausen erkunden können . Besonders stolz sind wir aber  noch letzte Blicke auf den zum Abriss stehenden Palast der Republik ( Erich´s Lampenladen ) geworfen zu haben.

Das Abendprogramm unseres Hauptstadtbesuches war sehr vielschichtig .

Da war zum Beispiel das DFB Pokalfinale 2006 (  Bayern München : Eintracht Frankfurt ,  Endstand 1 : 0 )  Dieses Match haben wir nicht im Olympiastadion gesehen, sondern in einer Sportsbar in Berlin Mitte. ( war langweilig; doch das FastFood des Ladens war ok )

Oder der Besuch der Restaurationen der Kulturbrauerei am Prinz ´l .
( unspektakulär und Standard )

In Erinnerung geblieben ist uns auch der spät nach Mitternacht gemachte Trip zur Weltzeituhr am Alex . Doch zu dieser fortgeschrittenen Uhrzeit war die Ecke ziemlich trostlos und menschenleer. Selbst die Besenkammer ( urige Szenekneipe )  war an diesem frühen Morgen verwaist . Ob wir in dieser Nacht sogar noch auf Dosenbier zurückgegriffen haben , kann ich mit einem Abstand von fast 8 Jahren nicht mehr mit Sicherheit sagen.  Vor dieser nächtlichen Stadtrundfahrt waren wir bei der im Vorfeld schon erwähnten Vorstellung der Blue Man Group ( sehr geil )

Das Beste der kompletten Berlin Tour war aber der Besuch des Irish Pub im Europacenter
( am Kudamm ) 

Nach einem Kurzbesuch beim KaDeWe , der Gedächtniskirche und des Hard Rock Cafe´s gingen wir auf ein Pint in die Kellerbar des Europacenters.  Diese irische Botschaft in Berlin ist politisch gesehen vollkommen unbedeutend, doch bezüglich seiner gastronomischen Qualitäten konnte uns das Ambiente mehr als überzeugen. Dazu kam noch die Tatsache, dass es am besagten Abend noch Live Musik geben sollte.  Die Kombination aus „schwattem Bier “ und Musik hatte ja schon 3 Jahre zuvor funktioniert. Wir beschlossen daher den Hauptteil des Abends mit Guinness, Carlsberg und Musik zu gestalten.

In der Nähe der Bühne machten wir zwei zum Stehbiertisch umfunktionierte Bierfässer aus, an denen man gemütlich sein Pint geniessen konnte und gleichzeitig einen guten Blick hatte.  Wir waren für viel zu früh für die Mucke und hatten somit das Terrain für uns allein. Nach Pint II und III füllte sich der Saal dann zusehends und weitere Gäste gesellten sich zu uns an den Tisch.

Den Anfang machte ein älterer Herr mit einem overdressed und unmodern anmutenden Anzug . Als Handgepäck hatte er eine profane Tragetasche aus der als erstes Utensil einen dreifach klappbaren Kleiderbügel holte . Geübt hing er dann damit seinen Mantel an einen Eichenbalken, an dem in passender Höhe ein entsprechender Haken auf Ihn wartete. Zufällig war er auf jeden Fall nicht genau an diesen Tisch gekommen. Er stellte sich dann an eine Ecke des Tisches an dem er mittels eines weiteren Klapphaken aus seiner Tasche dieselbige aufhängte.  Im Verlauf der nächsten 1/2 h erzählte er uns dann sein Leben . Als pensionierter Postbeamter aus dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf lebte er 2006  immer noch in der Nähe des Ku’damm. Er zeigte uns dann noch mitgebrachte Familienfotos , welche er ebenfalls in seiner Tragetasche aufbewahrte. War verrückt oder einsam ? Irgendwie beides, aber seine Freunde und Bekannte traf er scheinbar regelmäßig an genau diesem Stehbiertisch.

Es gesellten sich dazu :

Ein türkischstämmiger , ca. 130 kg schwerer und 1,95 Meter grosser Türsteher. ( den Beruf haben wir Ihm angedichtet ) Er trug eine Anzughose , hochglänzend polierte schwarze Stiefel und ein weißes Satinhemd . Dieses war nur bis zur Hälfte zugeknöpft und man hatte freien Blick auf seine behaarte Brust. Eine fette Goldkette rundete das Bild ab.

Der nächste Knaller ließ nicht lange auf sich warten.  Wir hatten auch schnell einen Namen für diesen ebenfalls männlichen Gast gefunden. Manni ( der Mantafahrer ) trug braune Cowboystiefel und passend dazu eine Jogginghose.

Während des Abends  ( die Musik war übrigens eine 60´s Rock Cover Band ) kamen dann noch weitere skurrile Typen dazu. Highlight war dann noch eine farbige Mitfünfzigerin, welche wir aufgrund Ihres Outfits dem horizontalen Gewerbe zugeordnet haben.

Das besondere an dieser wilden Horde war, dass jeder jeden kannte. Als dann auch noch gegen 23:00 Uhr der typische „du wollen Rosen kaufen Verkäufer“ per Handschlag von jedem unserer Tischgäste begrüßt wurde, wussten wir dass es in Berlin keinen sicheren Platz an diesem Abend für uns geben konnte. Irgendwann hatten wir genug gestaunt, gehört und vor allem getrunken. Wir zogen los, streiften noch das Entree der Berliner Stachelschweine ( Polit Kabarett ) und machten uns über den Bahnhof Zoo auf unsere Reise nach Berlin Prenzlau.

Statt bis zur bekannten Station zu fahren , verließen wir die Bahn ein paar Stationen früher und machten die letzten Blöcke zu Fuß . Irgendeinen Absacker musste doch noch her …….
Wir strandeten dann in der M S Völkerfreundschaft . Eine Kultkneipe, welche den Namen des zu DDR Zeiten bekanntgewordenen Kreuzfahrtschiffes trug, welches während der Kuba Krise fast zum Politikum wurde.  ( siehe Story auf Wiki ) Bevor das Schiff zur DDR Flotte kam hieß der Dampfer „Stockholm“ . Und unter der Flagge der Schweden hatte es auch schon Geschichte geschrieben, denn es hatte 1956 bei einer Nebelfahrt die wesentlich größere „Andrea Doria“ versenkt.

Zurück zur Bar ; das Ambiente der Bar war einfach aber gemütlich. Noch schnell ne Bulette aus dem Tresen , zwei drei Drinks und dann den Deckel auf den Abend.  Und auf die Tour !
Denn am Folgetag ging es nach dem Frühstück zurück in´s Sauerland.

Eine intensive und abwechslungsreiche Kegel-Zwischentour .
Berlin ist auf jeden Fall immer eine Reise wert .

PS : Im Adlon gibt auf der Terasse auch nur Kännchen .

Malecon statt Malle 2010

Malecon statt Malle Wie in der Überschrift erkennbar trat das Unerwartete ein. Vermutlich waren wir 7 der erste Sauerländer Kegelclub , der im Altstadtbereich ( und ich rede von der noch zu renovierenden Altstadt ) von Havanna ein Casa Particular gebucht hat. Und mit Hilfe unseres französischen Mietwagens ( 7 Personen fassender Peugeotbus ) haben wir neben Havanna auch das Vinalestal und weitere Ecken Kuba´s besucht.

     

Malecon ?

Was in Gottes Namen ist Malecon. Geschweige denn wo ist das ? So würden sicher  98 % aller Kegler Deutschlands fragen. Wir, der KC Rakete , haben jedenfalls eine weitere aussergewöhnliche Reise ( für einen Kegelclub ) unternommen.

Nach Island in Kombination mit Manhattan ( 1997 ) und Irland ( 2003 ) haben wir das Angesparte nun in CUC getauscht und uns auf Entdeckungsreise nach Havanna begeben.

Vor Ort angekommen ( gegen 22:30 Uhr fuhr der Airport Shuttle Minibus durch Havanna´s Altstadt ) blieb uns die Vorfreude im Hals stecken. Ausgestorbene Strassenzüge , die mich irgendwie an Vorstädte aus Tschechien oder Polen ( zu Beginn der 90er ) erinnerten.

Geschäfte Mangelware. Statt dessen triste und stark verfallene Häuser . Ab und an erfreute uns der Anblick der ersten OLDTIMER an den wenig belebten Kreuzungen. Das Ampelsystem lenkte uns ein wenig ab. ( Dem Fahrer wird aus jeder Richtung in rot oder grün leuchtender Schrift angezeigt, wieviel Sekunden der jeweilige Aufenthalt an der Kreuzung noch dauern wird . Klappt gut .( Ein Pkt für Fidel )

Dem Fahrer hatte ich einen Stadtplan mit der Adresse unseres Casa Particular gegeben ( Das sind private Anbieter von Unterkünften . Jedoch sind diese nur mit Fidel´s Genehmigung buchbar. Da die Regierung mitverdient geht ein Pkt. an den Westen ; 1:1 Unentschieden )

Der Fahrer war anscheinend noch nie in die Verlegeheit gekommen, diesen Teil Havanna´s anfahren zu müßen. Nach Befragung von gefährlich dreinschauenden Checker`n latainamerikanischen Ursprungs gelang es Ihm dann die Strasse von der richtigen Seite anzufahren. Das Blocksystem ist ähnlich dem carreehaften Aufbau amerikanischer Strassenzüge. Wer es begreift findet Adressen ( Da und da – Ecke Da und da ) schneller als unsereins den Döner Ali in der „So und So“ in Frankfurt Rödelheim . Von daher2:1 für Fidel .

Der Gastgeber hatte uns dann freundlich empfangen , netterweise Dosenbier in den Kühlschränken der kleinen aber sauberen Zimmer verteilt und dann die Tür nach draussen mehrfach verriegelt. ( beruhigend aber auch irgendwie nicht.. kein Pkt. , also weiterhin 2:1 für Fidel )

     

Kulturschock

Nach gefühlten 3-4 Stunden Schlaf  gab es dann aus Sicht des Vermieters wahrscheinlich schon viel zu früh Rumoren auf dem Flur.

Die Änderung der Uhrzeit war am Vorabend nicht korrekt von uns eingestellt worden. Daher standen wir statt wie vereinbart um 07:30 Uhr  schon um 06:30 Uhr zum Kaffee bereit. Egal; der Kaffee wurde vom Chef selbst in einer ital. Alukanne zubereitet. Dazu gab es Obstteller mit frischer Mango, Ananas und Papaya. Spiegeleier , Wurst , Marmelade und Honig rundeten das Mahl ab und ließen uns vergnüglicher dreinschauen. Voller Vorfreude liessen wir uns dann die dreifach verriegelte Eingangstür öffnen und riskierten einen Blick auf die uns unbekannte Welt. Ebenso staunend standen uns „Robinson´s“ dann die Nachfahren von „Freitag“ (frei nach Dafoe) gegenüber. Die Strassenkreuzung war einseitig in sonniges Licht getaucht. Die andere Seite war noch vollends im Schatten der Nacht versunken. Kinder in Schuluniform rannten durch die Strasse ; Dreiradtaxis mit “ Maggiwerbung “ ( ??? ) radelten an uns vorbei und an der Ecke wurde die Stossstange eines Oldtimers mit einem Vorschlaghammer gerichtet .

Beim staatlichen Bäcker gegenüber standen die Menschen Schlange . Als Auswahl gab es weisses weiches Brot oder weisses weiches Brot . Unser Gastgeber hatte weisses baguettähnliches Brot mit Kruste . Woher wohl; denn wenn der Bäcker gegenüber wohnt, sollte man dafür doch keine Weltreise machen müßen. Mußter er aber . Daher 2:2 für unsere Bäckergenossenschaften )

Oldtimerfahrt

Nach gefühlt 200 gemachten Fotos , bzw. gerauchten Zigaretten vor der Haustür ( man hätte die Zigaretten auch als Friedenspfeifen ansehen können ) bechlossen wir dann die „Wildnis“ näher zu erkunden. Außerdem sollte ja schon heute morgen der erste fest gebuchte Reiseblock stattfinden. ( Treffpunkt ; ein Hotel in der Nähe )
Nachdem wir 2 Strassenzüge „unverletzt überlebt“ hatten fühlten wir uns wie Kurt Russel in John Carpenter´s SFI „Die Klapperschlange“ . Vor uns öffnete sich der Blick in Richtung Key West ( Sehen konnte man die USA nicht; doch vermittelte das offene Meer das Gefühl der Freiheit )

Nach nur einem weiteren Block in Richtung Osten mußten wir dann schon wieder in die Strassenschluchten der Altstadt einbiegen. Schon selbstsicherer gingen wir rucksackbepackt dabei vor. Aufgrund der vielen fremdartig erscheinenden Gefährte aus einer längst vergangenen Zeit sahen wir die meisten der Oldtimer nur durch den Sucher der Digicams. Am Treffpunkt angekommen wurde dann die Terasse in Beschlag genommen und ein Kaffee bestellt ( Ohh und Ahh wechselten sich dabei ab, denn der Kaffee war kurz vor der Mutation zum Rohöl. Der Löffel schien darin stehen zu können. ).

Zum Kaffee wurde dann das erste Bier geordert. Der Reiseführer erschien und sprach uns erstaunlicherweise auf hochdeutsch an. Er hatte auf Kuba Germanistik studiert und führt nun schon seit 20 Jahren Touristen durch die Stadt. Wer nicht pünktlich kam, waren die Oldtimer. Aber Ihr Erscheinen versetzte die Herren Kegelbrüder dann ein weiteres Mal in Fotografierlaune. ( Gut dass es 4 GB SD Karten gibt. Und das diese mittlerweile auch bezahlbar sind )

        

Juan und Jose

Juan und Jose fuhren dann mit uns 7 ( plus dem Reiseführer ) Neubürgern durch ein anderes HAVANNA . Meist ging die Tour vorbei an Prachtstrassen ( wie dem Prado ) und bemerkenswerten Gebäuden ( wie dem Kapitol , dass bis 1959 Sitz der Regierung war. ( Herr Castro änderte dies bekanntlicherweise auf seine Weise – 3:2 für Fidel )


Wir knipsten was das Zeug hielt. Jeder der wollte durfte mal am Steuer des „parkenden“ Buick´s sitzen. Und wir liessen uns an Tourizentralsammelstellen ( wie dem Floridadita , Ernest Hemmingway´s Stammkneipe; oder dem Platz der Revolution ) wie Popstars feiern. Die Touri´s feierten aber wohl eher den Anblick der Oldtimer.

         

Die Kisten aus den 50er Jahren sind garantiert nicht geeignet für die Erteilung einer Umweltplakette. Einer TÜV Vorstellung müßten sicherlich mehrere hundert Stunden Arbeit und Tausende von €uro / US $ zur Beschaffung von Ersatzteilen vorausgehen.
Aber das würde Fidel nicht zulassen.
Eine Ausfuhr ist strengstens untersagt. Und aufgrund fehlender Originalteile werden Ersatzteile aus allen möglichen Fzg. zum Erhalt benutzt.

Was soll´s … Fidel bekommt hier unsere Unterstützung. Man stelle sich vor, dass der Ami all die Kisten aufkauft und man statt dessen nur noch langweilige Stretchlimos auf den Strassen sehen würde. Ich bin jedenfalls froh, dass Kuba in dieser Form gesehen zu haben. Daher 4:2 für Fidel .

     

Angelhaken und Trinkgelder

In den Folgetagen kam es immer wieder zu Begegnungen mit Juan ( Fahrer des pinkfarbenen Buick ) Per Handschlag wurden wir dabei begrüßt. Wie kommt sowas? Freundschaft oder Geschäftssinn? Oder war das Trinkgeld zu fett ?

2 Cuc ( 1 CUC = 0,7846 EUR ) sind doch nicht die Welt. Oder ? Wenn dies für uns nicht zutrifft, so ist dies auf Kuba sicherlich anders. Was kann man hier bloss alles von 2 Cuc beschaffen ? Zum Beispiel kann man die 2 CUC in ca. 50 Peso Nacionale wandeln. Allerdings kann ich nicht wirklich sagen welche Kaufkraft man damit vor Ort hat, denn die „Shops“ für diese zweite existierende Währung sind für Touristen tabu, bzw. nicht erkennbar.

Sicherlich gehört Juan schon zu den previligierten Personen. Der Buick ist genau wie der Verantalter in staatlicher Hand. Devisen werden dringend gebraucht. Spenden sind in jeder Form willkommen. Jeder kann alles gebrauchen. Egal ob als Sachspende oder als CUC.

Auf einem Parkplatz am Mirador ( Aussichtspunkt ) bei Matanzas haben wir dem Parkplatzwächter einen „Angelhaken mit Stahlvorfach“ geschenkt. Dieser war vollkommen perplex und staunte das Geschenk aus dem Osten minutenlang an .

Feuerzeuge, Seife und sonstige Artikel des tägl. Lebens kommen in Havanna sehr gut an. Einer Nachbarin unseres Vermieters habe ich zum Beispiel eine Tafel Lindt-Schokolade zukommen lassen. Immerhin hatte mich die gute Frau auf das Dach Ihres Hauses klettern lassen. ( 250 MB später habe ich mich dann auf den beschwerlichen Rückweg begeben, denn das Treppenhaus war eher ein Übungsplatz für Alpinisten als ein Hausflur )

All diese Dinge des täglichen Lebens sollten eigentlich für jeden zugänglich sein. Daher ein klarer Pkt. für den freien Westen. Damit steht es nun nur noch 4:3 für Fidel .

Malecon

   

Am Abend trifft sich die halbe Stadt an der Stadtpromenade . Diese heißt Malecon und verläuft längsseits der Stadt vom Hafen bis in die Vororte im Westen. Bei ruhiger See kann man ganz entspannt auf der Mauer sitzen und auf Meer hinausschauen.

Ist das Meer aber in Wallung , dann ist es fast unmöglich trockenen Hauptes auf der Promenade zu flanieren. Die Wellen schlagen dann so extrem auf, dass das Wasser bis zu 5 Meter über die Mauer nach oben und dann auf den Gehweg schiesst.

Oder man dreht sich um und schaut auf die Oldtimer . Neben den Oldtimern gibt es natürlich auch noch sonstige Schönheiten zu bewundern.

Diese werden landestypisch Chicas genannt und Grinsen jeden ( auch Nichttouris ) aufreizend an.Sagt man nein, bzw. NO, GRACIAS, dann verschwinden die Mädchen ( leider sind darunter auch schon 15-16 jährige ) genauso schnell wie Sie gekommen sind. Muß das sein ? Nein. Fidel , tu was für dein Volk und versorge es besser mit den Devisen der Touris. Trotz ständiger Präsenz der Staatspolizei konnte man den einen oder anderen Europäer mit einem dunkelhäutigen Mädchen am Malecon sitzen sehen. Daher ein glatter Punktabzug für Fidel . Hier muss sich was ändern. Deshalb steht es jetzt nur noch 3:2 für Fidel

Oldtimer 

Ein besonders schönes Exemplar konnte ich an einer Tanke auf dem Weg zum Playa de Este ( dem Stadtstrand Havanna´s ) ablichten. Der Fahrer war stolz, dass sein Auto soviel Aufmerksamkeit bekommt.

          

An dieser Tanke hatten wir dann auch ein zufälliges Treffen mit einem deutschsprachigen Kubaner , der in seiner Jugend die DDR besucht hatte. Karl Marx Stadt ( heute Chemnitz ) war Mitte der 80er seine Wahlheimat für ein Studium. Heute fährt er einen Kleintransporter und versorgt Tanken mit Ware. ( Sofern welche da ist ) . Mit stolzer Brust wies er dann auch noch auf den Deutschlandschal an seiner Kabinenscheibe hin. Nur fotografiert werden wollte er nicht damit.

Da er anscheinend immer noch Kontakte nach Europa pflegen darf ( denn den Schal hatte er während der EM 2008 in Dld. erworben ) und einen entsprechenden Sponsor dafür hat, kann man seine Scheu nachvollziehen. Fidel läßt seine Leute also auch manchmal reisen. ( Wenn mir da mal jemand was verbindliches zu sagen kann, wäre das hilfreich. Nicht das ich hier Halbwahrheiten verbreite )

Honni hatte bekanntlich Westreisen unterbunden. Daher hatte sich das Volk dann ja auch abgewandt und Karl Marx Stadt heißt nun wieder Chemnitz . Fidel, öffne dich noch mehr in Richtung „Osten “ [ 🙂 ]. 1 Pkt. – damit wieder 4:3 für Fidel

Musik

An jeder Ecke bekommt man in Havanna die volle Breitseite Salsa zu hören. Egal ob im touristischen Strassencafe, den Hotellobby´s oder den wenigen Restaurants. Manchmal überlagern sich sogar die Bands aufgrund der Nähe der Standorte zueinander. In Havanna selbst haben wir nichts „schlechtes“ gehört. **
Bei einem Tagesausflug an die palmengesäumten Strände in und um Varadero sah das anders aus. Wir besuchten dort lediglich einen Schnellimbiß an der Durchfahrtstrasse in Vardero´s Zentrum ( ho ho , ein Zentrum zum Einschlafen )
Unmittelbar nach der Bestellung der ersten 6 Bucanero ( plus 1 tuKola für den Fahrer und Autor ) kamen auch schon die Bandmitglieder aus Ihren Verstecken. Nachdem dann auch die Sängerinnen den Weg zum Imbiss gefunden hatten, ging es leider los. Uns verwöhnten Neubürgern Havanna´s konnte der Sound nicht animieren , den nach dem ersten Set noch leeren Trinkgeldbeutel anzufüttern. Ausser uns war noch ein kanadisches Ehepaar mittleren Alters auf der Terasse.
Die beiden waren schier begeistert vom karibischen Flair der Durchfahrtstrasse. Ok, wenn man aus einer 5 Sterne All Inclusive Anlage kommt, ist so ein Ausflug schon ein Abenteuer.

Wir mußten uns dann auch noch den 2. Set anhören, denn der Begriff Schnellimbiss bekommt bei einer Bestellung eines “ gebratenen Pollo mit Reis “ eine andere Bedeutung. Der Kollege Chefkoch und seine Bedienung mußten erst einmal den gemauerten Grill anfeuern. Frische Kohle drauf, 10 Minuten Luft fächeln und nach weiteren 20 – 30 Minuten war der Hahn dann auch schon gegrillt. Daß der Preis von~ 3,5 Cuc nun überhaupt nicht im Verhälnis zum wirtschaftlichen Aufwand des Imbißbetreibers stehen kann , sollte jedem klar sein. Aber unter dem Strich muß man sagen, dass der Hahn gut durchgebraten und schmackhaft gewürzt war. ( dies war nicht überall so, denn Pollo mit Reis wiederholte sich leider zu oft unter den zur Verfügung stehenden Speisen ) Für Varadero müßen wir Fidel leider einen Pkt. abziehen ( das geht garnicht !! ) Also wieder 3:3

      
Der Mann am Bass ist Mitglied der Band, die im Havanna Rum Club auftritt. Wir haben das Museum links liegen lassen und uns direkt zur Tränke begeben. Die meisten Touris waren Gott sei Dank nicht im Barraum. Wahrscheinlich ließ dies der knapp bemessene Busfahrplan der Varaderoreisenden nicht zu. Museumsrundgang und fünf Minuten im Merchandiseshop . Schnell noch ein Foto und ein verstohlener Blick in die Bar. Nur zu, denn so hatten wir den Laden fast für uns.

Cuba Libre und Mojito werden dort zu erschwinglichen ( für Europäer ) Preisen angeboten. Und bei der Live Musik macht das Trinken doppelt Spass. Ausserdem konnte das Sandwich mit Ham & Cheese durchaus überzeugen.
**
Zum Thema Musik fallen mir dann noch 2 Begebenheiten ein.

1. Auf dem Weg aus der echten Altstadt zur “ Stadtmitte Süd “ konnten wir an einer Durchgangsstrasse in diverse Wohnzimmer ( und / oder andere Räume wie Küchen ) schauen. Diese offenen und direkten Einblicke in die Wohnungen sind übrigens in Havanna an der Tagesordnung. Wie auch immer; 2 unmittelbar aneinanderliegende Wohnungen verbreiteten jede für sich einen sehr sehr lauten und scheppernden Boxensound diverser Genre. Einerseits Rap o. HipHop und andererseits Salsa. Beide Bewohner saßen am Fußweg vor der offenen Tür. Ob es sich hier um einen offen ausgetragenen Streit unter Nachbarn handelte, werden wir leider nicht mehr ergründen können. Im Vorbeigehen konnte man in der 2ten Wohnung auf dem Boden, dem Tisch und sogar auf dem Sofa diverse Motor -und Karosserieteile erkennen. Und irgendwie roch es auch nach Öl. Oder war es der Dieselgeruch der vorbeituckernden Oldtimer . Fragen – keine 🙂

2. Am letzten Abend in Havanna beschlossen wir einer Kuba- Forumempfehlung zu folgen und eine Bar namens SOFIA an der Strasse La Rampa zu suchen. Da das Hotel Libre ebenfalls an dieser Strasse liegt, war zumindest die grobe Richtung klar. Aber dann ? Die Bar sollte an der Ecke La Rampa / Calle 23 liegen. Nur diese fanden wir eben nicht auf Anhieb.

Um die Sache zu verkürzen, beschloss ich jemanden nach der Bar zu fragen. Konzentriert rief ich dann die schon oft benutzten Vokabeln ab, die uns bereits des öfteren bei der Suche nach „Irgendwas“ geholfen hatten. Die Wahl fiel auf eine uniformmäßig gekleidete Frau mittleren Alters . Diese stutzte kurz und antwortete dann freundlich in fast perfektem Englisch. „Folgt mir doch einfach; Ich arbeite in einer JazzBar direkt neben dem Sofia“ . Das Sofia war übrigens dann eher ein Strassencafe ; aber mit sehr leckeren Sandwiches und perfekt arrangierter Salsa Livemusik.

Nach 22:00 Uhr gingen wir dann nach nebenan und besuchten die JazzBar. Die Dame saß an der Kasse und freute sich uns wiederzusehen. 10 CUC später suchten wir uns dann einen Platz vor der Bühne . Im Eintritt inbegriffen waren übrigens 2 Longdrinks. Also gab es jede Menge CubaLibre und Daiquiris. Die Band spielte dann perfekt dargebotenen Latin Jazz. . Der Bassist spielte sich bei einem Solo die Seele aus dem Leib. Einhändig bediente er den Bass . Mit der anderen Hand fegte er über diverse Bongo´s . Für einen der nicht in der Lage ist , mit dem Fuß und mit der Hand gleichzietig 2 Takten zu folgen war dies schon sehr beeindruckend. Der Gig und die Atmosphäre in dem Club hatten was „weltstädtisches“ . Man hätte den Laden auch durchaus an die 5th Avenue verlegen können. Aber da waren wir mit unserem Club ja schon 1997.

Zum Abschluss steckten wir der Dame an der Kasse dann noch einen deutsch-kubanischen Freundschaftspin an`s Revers. ( stellvertretend für die Freundlichkeit der Kubaner generell )

Auf dem Highway

…ist bekanntlich die Hölle los. Anders auf Kuba. Da ist fast immer tote Hose. Sicher, der eine oder andere Truck ist unterwegs . Aber irgendwie sieht man auf den Ladeflächen mehr Menschen (Massentaxi) als – Wirtschaftsgütertransporte.
An fast jeder Ecke , wo Brücken die Bahn kreuzten, saßen massenweise Menschen. Meist stand auch ein militärisch gekleideter Staatsdiener dabei und kontrollierte „Irgendwas“. ( uns ließ man jedenfalls immer freies Geleit. Selbst als wir uns bei 110 Sachen mittels der geöffneten Schiebtür Frischluft während der Fahrt verschafften ) Es ist aber auch denkbar, dass er die Trucker zur Not mit Staatsgewalt zur Mitnahme der Wartenden bewegte.

Pferdefuhrwerke gehören auf der Autobahn ebenfalls zum Normalzustand. Oder es kreuzt einfach mal ein mit Stroh -o. Palmwedeln bepacktes Lastpferd nebst menschlicher Begleitung. ( diese Cowboys trugen gewaltige Macheten mit sich herum. Gleiche wurden ebenfalls zum Heckenschnitt an diversen Abschnitten der Trasse eingesetzt. )

Schlaglöcher sind an der Tagesordnung; hileten sich auf dem Highway aber durchaus in Grenzen. Streckenweise war die Strasse sogar besser geteert als die B1 zwischen Bochum Stahlhausen und Essen Kettwig.

Auf der Fahrt nach Vinales war der Weg bereits das Ziel. Hat man den Highway erst einmal gefunden, ist der Rest Kinderkram. Die Beschilderung ist bis zur Ausfahrt vorbildlich. Danach muß man allerdings schon mal Abstirche machen . Kurze Frage aus dem Auto – “ Direccio’n Vinales ? “ . “ Pues Claro“ … Wir dachten schon Vinales wäre nach der Bahnausfahrt schlecht ausgeschildert gewesen. Doch nachdem wir uns das wirklich beeindruckende Tal des Tabak´s vom Tourimirador angeschaut und digitalisiert hatten, wollten „Dirk und Dirk “ dem schwitzenden und durchgeschaukelten Rest ein wenig Erfrischung verschaffen.

Ein Blick auf die Karte und die Entscheidung für den Weg zum „Haus am Meer “ war gefallen. Die Halbinsel Cajo Jutias sollte es sein. Was sind schon die 30 km ( dachten wír jedenfalls ) . Es ging rauf und runter, links und rechts und immer wieder waren wir auf der Suche nach Hinweisen . Die Landschaft um uns herum lenkte die Unwissenden ab. Leider war der Bestand an Dosenbier aufgebraucht. Doch knapp 2 Stunden später ( für 30 km ) waren wir dann auch schon da. Für 5 CUC pro Nase liessen uns die Staatsdiener dann die Schranke hoch. ( irgendwie lächerlich, denn wer hier hinfährt, der kommt nicht um das Naturschutzgebiet zu zerstören, sondern um sich die Beine im karibischen Atlantik abzukühlen. Erneuter Pkt.-Abzug für Fidel Nur noch 2:3 .

Die wunderschöne Muschel, über die ich beim ersten Stop förmlich stolperte, haben wir später im Zierbrunnen unseres Vermieters gelassen. Wer weiß ob der deutsche Zoll davon begeistert gewesen wäre. So erinnert das Teil unsere Vermieter wenigstens immer an den ersten Sauerländer Kegelclub im Haus.

Nach einem gegrilltem Fisch ( ein wenig weniger Hitze hätte Ihm gut zu Gesicht gestanden; denn irgendwie war der Zustand schon frittiert ) , einer Ladung Bucanero´s und einer 1h Life Musik verliessen wir den wahrscheinlich einzigen „kommerziell erschlossenen Strandabschnitt“ der Halbinsel dann wieder . Der Fahrer fürchete die Dunkelheit auf der Bahn. ( OK, man mußte die Bahn ja mal erstmal erreichen ) Viel schlimmer wäre ein Totalausfall des „Franzosen“ gekommen. Wir waren im „Nichts“ und die vielen westerntauglichen Fasangeier waren keine Attrappen.

Es klappte erstaunlich gut. Jeder erinnerte sich an Kreuzungsbereiche und am Strassenrand hervorstechende Dinge. ( und derer gab es genug. Z.Bsp. der Typ, der in der Hocke sitzend im Nirwana auf „Irgendetwas“ wartete. Wahrscheinlich wartet er noch heute dort )

In Pinar del Rio ( irgendwie hatten wir dann doch nicht die gleiche Strecke gefunden ) kamen wir in den Feierabendverkehr einer gefühlten „Industriestadt“ . Wir beschlossen die Staatsgewalt anzusprechen. “ Donde esta la Autopista a Habana ? “ Der auf einer Art Harley sitzende Sheriff wies uns in kurzen Worten den Weg. Wir sollten jedenfalls irgendwann rechts abbiegen. Nur wann ? Wir fuhren bei offener Scheibetür durch den Vorort. Die Sonne stand tief und Unsicherheit bzgl. des richtigen Weges machte sich breit. Plötzlich bemerkte ich im Rückspiegel ein “ Aufleuchten“ des Harleyscheinwerfers. Per Lautsprecher belegte uns der Sheriff mit Flüchen und / oder Hinweisen. Wir beschlossen zu weit gefahren zu sein, zu drehen und die nächste links zu nehmen. Am Ende die richtige Entscheidung. Er fuhr jedenfalls weiter und glaubte, uns nun eindeutig den rechten Weg erklärt zu haben. Hatte er ja auch ……Danke Fidel , erneut 3: 3

Nach Stunden beschlossen wir im Halbdunkel eine Raucherpause einzulegen. Mitten auf der Autopista hielt ich den „Franzosen“ an und ließ die Jung´s für ein paar Minuten Freundschaften mit Moskito´s schliessen. Einer von uns suchte jedenfalls in den Folgetagen Havanna´s sehenswerte Apotheken auf und suchte nach passenden Salben . Die Stiche mutierten zu grossflächigen giftverseuchter Flecken. Ein Andenken an einen schönen Tag .

Die Nacht brach herein und aufgrund der spärlichen Besiedlung und der geringen Anzahl an Fahrzeugen auf dem Highway fuhr man durch dieselbige. Im Dunstkreis von Havanna wurde es zwischenzeitlich immer wieder hell . Blitze schlugen aus dem Nachthimmel. Wir kannten das, denn in NY (1997) erwischte uns ein solches Sommergewitter kurz nach dem Besuch auf dem Empire State Building.

Das dann folgende Gewitter hätte man auch gut als „Hochdruckreinigung für Oldtimer“ vermarkten können.

Die Gulli´s der Vorstadt liefen bereits über, Kreuzungen wurden zu Seenplatten und zu allem Überfluß drehte Fidel dann aus Sicherheitsgründen auch die Hauptsicherung heraus. Es wurde dunkel ! Sämtliche Strassenlampen , Ampeln und sonstige Beleuchtungen der Häuser gingen auf einen Schlag aus. Erschwerend kam dann noch hinzu, dass sich der rechte Scheibenwischer in der Halterung verdrehte und kurz vor dem Absprung war. ( Dirk, der Beifahrer beschloss zu duschen und montierte das Teil ab. Den Arm stellte er hoch, sodaß sich dieser dann hilflos im Takt des noch funktionalen Wischers in der Luft bewegte. )

Eine Coco-Taxi-Fahrerin schaute mich an einer Kreuzung flehend von links an. Ich schätze Sie wollte mir andeuten, dass ich beim Anfahren doch sehr vorsichtig agieren solle. Denn schnell fahrende Autos sorgten aufgrund des Wasserstandes für meterhohe Fontänen. Sie war zwar nicht mehr als trocken zu bezeichnen, doch den Tsunami meines linken Vorderreifens hätte sie vermutlich nicht überlebt .

  ( Coco mit Kegelbrüdern  und einem Fahrer )

Ende gut alles gut. Wir fanden aufgrund eines entscheidenden Hinweises eines hilfsbereiten Kubaners die richtige Wasserstrasse zum Malecon und von dort war es ein Kinderspiel. Schnell haben wir dann noch den Wagen im „Parque Ferme`“ geparkt ( für umgerechnet 1,5 €uro (24h) konnte man den Wagen bewachen lassen ) und eine Flasche Rum ( negro-7 Annos ) als Gute-Nacht-Getränk erstanden.

Ein spannender Tag neigte sich dem Ende. Im Haus angekommen mußte man vorsichtig die glitschige Treppe hinaufgehen. Das Wasser hatte sich an der Fassade des Nachbarhauses den Weg in den Flur gesucht. Denn der Flur war eigentlich nichts anderes als eine nach oben abgedeckte Baulücke zweier Häuser.

Resumee

Was macht eigentlich das Punktergebnis ?

Typisch Kapitalismus. Wir zählen und bewerten . Wir sollten es mehr mit dem Lebensstil der Kubaner halten . Lebe den Tag.

Nicht unkritisch muß man aber trotz aller positiven Begebenheiten dieser phänomenalen Kegeltour erwähnen, dass uns an einem Abend die jüngste Vergangenheit der deutschen Geschichte eingeholt hatte. Wir hatten bei unserem Reiseveranstalter nur 2 Dinge vorgebucht. Die oben beschriebene Oldtimerstadtrundfahrt und eine Blockwartparty .Grillen, Salsa und Karibikflair unter Kubanern. Das Ganze sollte lt. Veranstalter im Umfeld einer sozialen Einrichtung ( Krk.-Haus , Kinderheim o.ä. stattfinden ) Das Taxi kam pünktlich und brachte uns gegen 19:00 Uhr ( also nach Sonnenuntergang ) in den Nordteil Havanna´s .

Die Strassenzüge war durchaus vergleichbar mit unserer Wohngegend. Ich stelle mir gerade vor, dass Gäste eines Hotel´s am Prado in ein solches Viertel gebracht worden wären . Ok, uns schockte das sich bietende Bild jedenfalls nicht.

Leicht irritiert waren wir aber über eine ca. 70 jährige Dame , die uns aus der 4. Etage zum Hochkommen animierte. Wir stiegen mutig die Treppen des dunkelen Hausflur´s hinauf und Frau Castro ( nennen wir Sie einfach mal so ) erwartete uns gestikulierend am Eingang Ihrer Wohung. Gut, wir waren 7 und Sie hatte keine Waffen. ( zumindest sahen wir keine ) Das Foyer Ihrer Wohnung war gleichzeitig Küche, Esszimmer und Wohnzimmer. Schränke und Wände waren vollgestellt, bzw. gehängt mit „Nippes jeder Art“ . “ My Home is your Castle“ Soweit Frau Castro´s Begrüßung in Englisch. Sie führte uns dann den Flur entlang und der Weg führte sogar durch Ihr Schlafzimmer . Dieses hatte Gott sei Dank noch eine 2. Tür . Jene führte uns auf eine sehr grosse Dachterasse .

Dort saßen weitere 8-10 Kubaner ( jeglichen Alters und Geschlechtes ) und zu unserem Erstaunen noch weitere Touri´s (besser gesagt europäische Touristinnen) War es Zufall, dass die Damen ebenfalls zu siebt waren ? Das Erstaunen ging über in Bewunderung. „Mensch, die trauen sich was“ .

Wir alle saßen kreisförmig auf Plastikstühlen und bildeten einen kubanisch – europäischen Gesprächskreis. Gut, dass Frau Castro noch nichts von einer Vorstellungsrunde gehört hatte. Man stelle sich vor, wir hätten uns einen Plastikball in Landesfarben zuwerfen müßen.

Dafür aber hat Sie uns die Vorteile ( Nachteile wurden ausgespart. Oder gibt es etwa keine ? ) der Revolution erläutert. Die Reden Frau Castro´s wurden übrigens von einer deutschsprachigen Kubanerin übersetzt. Deshalb wurden die Inhalte leider nicht interessanter.

Es ging unter anderem um den nett dreinblickenden Rentner aus der Runde. Er würde im Block die Augen aufhalten ………………… ( Wer will, kann ja mal den Link kopieren und sich bei Wikipedia die Kritik zum CDR durchlesen . ) CDR bei Wikipedia Den Erläuterungen folgten dann Kaltgetränke aus einem 30 Liter Plastikeimer des gleichen Granulates der Plastikstühle. Mittels einer Gusskelle wurden Becher ( Plastik ) mit einer Art Fruchsaft verteilt und allen Anwesenden wurden spärlich gefüllte Teller ( selbstverständlich aus Plastik ) aus der Küche gereicht.

Der Rentner sang dann noch das Cheguevara Lied und begleitete sich dabei an der Gitarre. Das Lied wurde um weitere, scheinbar spontan gesungenen Strophen ergänzt. Die Auswahl der Sänger / innen wurde selbstverständlich von Frau Castro bestimmt. Ebenso klar war die Anweisung., dass nun der Tanz eröffnet sei. Ein Boosterradio verbreitete Salsasound und die kubanische Damenwelt suchte verzweifelt nach Opfern. ( Von uns ließen sich nur die beiden Dirk´s überreden. Reine Höflichkeit )

2-3 der Tourifrauen zeigten dann auch was Sie bisher gelernt hatten. Immerhin hatten Sie den beschwerlichen Trip über den Atlantik nur wegen eines Salsakursus gebucht. Um die Bewegungsfähigkeit der Gastgeberinnen zu erlangen sind sicher wohl noch viele Reisen erforderlich.

Trotz der scheinbar lockeren Atmosphäre dachten alle noch unterschwellig an die merkwürdigen Aufgaben der Committeemitglieder. ( Strasse aufräumen, bzw. aufräumen lassen ! ? ) Und vor allem dachte man daran, dass Frau Castro seit 1961 ununterbrochen die Präsidentin der Strasse, bzw. des Blockes ist. ( Am Ende ist Sie vielleicht sogar die echte Frau Castro, denn die Revolution war 1961 noch jung . )

Zum Schluss habe ich Ihr dann auf Nachfrage mitgeteilt, dass unser Kegelclub ( wir hatten uns als Bowlingspieler geoutet ) keinen „Chefe“ hätte. Wir wären demokratisch organisiert und würden gemeisame Entscheidungen treffen. Die Übersetzung war wohl nicht nötig, denn das Wort Demokratie schien durchaus bekannt zu sein. Aus irgendeinem Grund hatte jeder von uns die Kamera an diesem Abend zu Hause gelassen. Daher gibt es von diesem Abend keine Bilder ( „Moment , es gibt doch welche.“ ) Unsere Gastgeber hatten eine Digi-Cam . Wir wurden mehrfach abgelichet und befinden uns sicher jetzt im Fotoalbum von Frau ( evtl. auch von Herrn ) Castro.

Man stelle sich vor, dass es ein solches Committee in jeder Strasse Havannas, bzw. Kubas gibt. Zurück im Casa Particular fiel uns dann auf, dass nur 2 Häuser weiter ein Schild mit dem Namenszug “ CDR “ hing. Am Folgetag sahen wir das Logo dann an jeder Ecke hängen. Und instinktiv suchten wir auch in jeder Strasse den “ älteren Herren“ und dessen Team .

7 spannende Nächte und Tage haben wir im Viertel verbracht. 7 jährigen Rum haben wir mind. 14 mal als 0,7 Lt.-Flasche erstanden. 7 Kegelbrüder mit diversen körperlichen Beschwerden ( Rücken, Knie, … ) werden die nächste Tour sicher am Sondergepäckschalter beginnen. Denn Rollatoren muß man bestimmt als solches aufgeben. Bis dahin gilt es jetzt 7 Jahre zu kegeln.

Die Tour nach Kuba war übrigens das Produkt einer Internetabstimmung. Wir hatten auf unserer Clubseite 3 Ziel zur Auswahl gestellt. Moskau , Kapverden und Kuba . Danke , dass sich gut 60 % der Besucher für Kuba entschieden haben…..

Salud

Dirk

Irland 2003 , Part I

Nach unserer letzten Tour ( USA und Island – 1997 ) hatten wir nun Irland als Reiseziel auserkoren . Das Package der Reise hatten wir über den Anbieter SHAMROCK-REISEN aus Hagen / Westf. gebucht.

Der Veranstalter versprach uns mit der Namensgebung der Reise einiges . . .

Und ? Guinness Tour – der Name war durchaus Programm.

Gleich am Gate in Shannon trafen wir den bisher nur vom Telefon bekannten Chef von Shamrock-Reisen. Er stellte sich als Franz vor. „Wie der Kaiser ; nur dass er mit Nachnamen König heißen würde „. Franz hatte das Unternehmen gerade an seine Tochter überschrieben und hatte nun als Rentner erstmals die Möglichkeit, die beliebte Guinness – Tour selbst zu begleiten.

Franz buchte dann ein Großraumtaxi ( erst sollte es ein Vito sein, doch hätten wir entweder nur das Gepäck oder nur uns in den Wagen bekommen. Wir packten uns und die Klamotten dann in einen Ford Transit ) Unmittelbar danach  fuhr er uns zum ersten Highlight des Tages. Ein Torfstechermuseum in Shannon . Nicht dass wir uns großartig mit der Geschichte der Torfstecher in diesem Freilichtmuseum beschäftigen sollten. Franz meinte, dass wir diesen Teil Irlands noch später kennenlernen würden.

Statt dessen sollten wir das erste Guinness des Tages in einem der ältesten Pub´s Irlands zu bestellen. Er gab uns eine Stunde Zeit und zahlte am Eingang die Tickets. Kurz drauf gab es die erste Runde des leckeren Schwarzen . Nur Michael wählte ein Carlsberg.  Daran hielt er in den Folgetagen dann auch tapfer fest .Ganze 55 Glas Pint = 0,568 Liter ) Carlsberg hat er sich bestellt. ( das entspricht erschreckenden 31,24 Liter Carlsberg )

Gut, dass wir fünf anderen da zurückhaltender waren. Denn wir variierten die Order und tranken mal Guinness und mal Murphy´s Stout. ( Nur soviel; wir bestellten keine Half Pints ) Für alle Nicht-Mathematiker unter den Lesenden ergibt sich somit ein Verzehr von insgesmat 187,44 Liter Bier  Das Pint lag 2003 im Schnitt bei 3,30 € ( das entspricht erschreckenden 181,50 € pro Kegler – oder total 1089 € )

Nach dem Schnupperkurs

in Sachen Guinness ging es dann zurück zum Ford und Franz. Dieser rannte wie aufgedreht um den Bus herum. Er hatte den Diesel nach der Ankunft abgestellt und wollte uns nun entgegenkommen. Jedoch wollte das Urgestein der Kölner Transporterschmiede  den Funken nicht überspringen lassen. Mit anderen Worten; die Karre sprang nicht mehr an. Die Truppe saß voller Tatendrang in den Sitzreihen und begriff erst überhaupt nicht die Aufregung des Kutschers. Was auch immer Franz mit dem Zündschlüssel anstellte, der Diesel wollte nicht zündeln. Es gab diverse sinnvolle und jede Menge völlig sinnlose Vorschläge der Kegelbrüder. Das ganze Drama endete mit dem entscheidenden Hinweis, vor dem Zünden die Bremse zu treten . ( natürlich bei getretener Kupplung  ) Einer von uns muß wohl mal auf einem Stapler gesessen haben; denn bei diesem Gefährt geht ohne Bremse auch nichts .

Natürlich mußte Franz sich den Spruch “ Bremse treten “ vor Antritt jeder weiteren Fahrt in der kommenden Woche anhören . Wer sagt denn, dass Kegelclubtouren des KC-Rakete nicht auch als Weiterbildungsmaßnahme angerechnet werden können . . . .

In Glenbeigh angekommen wurden erst einmal die Zimmer bezogen. Wir wohnten in einer Bed & Breakfast Pension im Center von Glenbeigh. Gegenüber war jedenfalls eine Zapfsäule ,ein Shop und ein Antiqitätenhändler. Kurz gesagt mußte dieser Bereich des Dorfes wohl die Stadtmitte Süd gewesen sein.

Uns war überhaupt noch nicht aufgefallen, dass in unmittelbarer Nähe zwei von „gefühlten 10 Pubs “ des Ortes waren. In einem davon wurde dann nach dem Abstellen der Koffer ein Willkommensdrink genommen. Ein irischer Pay Tv Sender strahlte ein Rugby-Match zwischen Munster ( ein Landesteil Irlands ; so wie das Sauerland in Deutschland ) und einem Team aus der Bretagne ( Frankreich ) aus. Mir jedenfalls ist Bundesliga – Fußball lieber. Wir spielten im durchaus gemütlichen Pub Skat und knobelten um die nächste Runde ( Na ja,  wir soffen eh aus der Kasse, bzw. hatte jeder von uns 500 € Taschengeld für die 7 Tage  )

Anschliessend ging es dann zum nächsten Pub. Zumindest war dies der erste Eindruck. Franz kam dazu und fragte nach dem Ergebnis des Matches . Ehrlich gesagt hatten wir das Match nicht wirklich zu Ende gesehen. Ganz im Gegenteil zu den Maureren , Schreinern und Bauern, die mit uns gleichzeitig im Pub waren . Außerdem hatten wir Schmacht und warteten auf das erste warme FOOD des Tages. Franz erkannte dies und ließ die Einladung zum Apperetiv aus. Der Wirt des Pubs war sehr gut bekannt mit Franz. Kein Wunder, denn Franz wohnte schon seit Jahrzehnten mit seiner irischen Frau im selben Ort.

Abseits des Pubbereiches bot das Haus dann einen weiteren Raum, der bzgl. des Ambientes einen totalen Kontrast datstellte.

Edle Möbel , Schnittblumengefüllte Vasen und eine toll gedeckte Tafel versetzten uns in eine völlig andere Szenerie. Gut sieben Jahre nach der Tour fällt es mir allerdings heute schwer , dass Essen an dieser Stelle zu bewerten. Fakt ist, dass wir uns nicht für Wein entschieden und wieterhin an Guinness und Carlsberg festhielten. Wir wurden satt und wanderten nach dem Warm-Up weiter in den nächsten Pub. ( das Essen war übrigens Bestandteil der Tour und belastete daher nicht die Taschengeldbörse )

Das Towers ist a) ein Hotel, b) ein Restaurant und c ) ein Pub. Und was für einer.

Jegliche Erwartungshaltung an einen irischen Pub und dessen Gäste wurde erfüllt. Immerhin hatten wir neben dem Museumspub ja schon 2 weitere Schankräume in Glenbeigh besucht. Dort ging es jedenfalls beschaulicher zu. Sicherlich konnte man die tolle Stimmung auch der Livemusik und dem Alkoholkonsum der „Regulars“ zuschreiben. Die Gäste waren aus jeder Altersgruppe. Soll heißen, dass man Kleinkinder vorfand – deren Eltern , Jungvolk und einige sehr betagte Damen und Herren. Bis auf die Kleinkinder hatten alle eine Gemeinsamkeit.  < große Gläser in der Hand >. Wie sagt man : „der Pub ist des Iren Wohnzimmer “ Hier traf dieser Spruch zu 100 % zu. Livemusik ergänzte die tolle Atmosphäre und so kamen wir dann auch noch in den Genuß, den Klassiker „Dirty old Town“ erstmals live zu hören.

Tag 2 begann mit 

der „Ramme“ , die wir uns selbst zugefügt hatten. Das lag einerseits am Inhalt der großen Gläser und andererseits an dem noch nicht ausgesprochenen Rauchverbots in Irland.  Ein Englisch anmutendes „Irisches Frühstück“ der Bed & Breakfast Pension brachte den Akku wieder auf Betriebstemperatur. Das war auch nötig, denn Franz wollte mit uns eine Wanderung machen. Ziel war der nahe Rossbeigh Beach bei Glenbeigh.

Am Fuss des  Seefin-Mountain parkten wir den Ford am Strand und zogen bei Flut und steifer Brise los. Der Rossbeigh Beach ragt wie ein Finger in die Dingle Bay. Die Wanderung führte uns vorbei an den Überresten eines alten Bootes und an wild blökenden Schafen. Für Thomas hatte Franz eine Angel besorgt ( wahrscheinlich in der Hoffnung, dass man das Lunchpaket des nächten Tages aufpeppen könnte ) Der Lachs aus dem Discounter schmeckte übrigens ausgezeichnet. . . .

Nach so viel Frischluft statteten wir dem Pub am Beach ( Ross Inn ) einen kurzen Besuch ab. Die Tour hieß schließlich Guinness-Tour . Den Rest des Samstag´s verbrachten wir dann mit der Erkundung der lokalen Gegend rund um Glenbeigh. STOP am Black Water River, STOP am nahen Carragh Lake und ein STOP am Golfplatz des Ortes. Wer kommt schon mal in den Genuß , ein GRÜN betreten zu dürfen. Während der Fahrt bekamen wir einen Intensivkurs in Sachen „Schanklizensen“ und hörten uns lachend die Story eines auf einer Auktion ersteigerten Esel´s an.

Black Water River

                                  

Carragh Lake   &   Loch 2

            

Der Abend endete dann im völlig erwartet im Towers . Dort belegten wir zwei Tische der Größe eines Kindergartentisches und bestellten „große Gläser “ und Burger . Die folgenden Stunden wurden erneut von einem irischen Barden musikalisch begleitet. Das „Dirty old Town “ durfte dabein natürlich nicht fehlen  Die Gäste des Abends waren wieder ein Generationenmix aus Alt und Jung. Vor allem die Alten waren unserer Meinung nach stark vertreten. Wie sich später herausstellte waren 3 der betagten Herren auf dem Foto Priester der Gegend. ( das Bild ist übrigens mein perönlicher Favorit unter meinen Schnappschüßen dieser Tour )

Der Abend endete dann mit einem sehr überraschendem Ende. Zumindest für uns . Der Barde stimmte als Zugabe die Melodie der irischen Hymne an und konnte sein Mikro abschalten. Thekengäste standen ja schon; alle anderen standen auf und gemeinsam sangen dann alle lauthals die Zugabe. Wir schauten staunend in die Runde und genossen die Atmosphäre. Erstaunlicherweise leerte sich der Schankraum dann unmittelbar im Anschluß . Besonders in Erinnerung  blieb uns der vollkommen betrunkene „alte Mann“ im schwarzen Anzug.

Er schnappte sich sein Fahrrad und schob schwankend in die Nacht . .

Radfahrer haben es

schwerer als Busreisende. An einem Steilstück des Ring of Kerry hatten wir den schon früh morgens gestarteten Radfahrer überholt. Nicht den „alten Mann“ , sondern den deutschen Alleinreisenden , den wir am Vorabend im Towers kennengelernt hatten. Das Rad des Alten hat sicherlich noch nie die Grenzen des Ortes verlassen. :- )

Über Kells und Casherveen kamen wir näher an die Westküste der Kerry Halbinsel. Von Portmagee konnten wir auf das benachbarte Valentina Island schauen . Franz erklärte uns, dass von dort aus das erste Transatlantikkabel von Europa nach Neufundland gelegt wurde. Wir blieben aber auf dem Festland und fuhren weiter entlang der Küstenstrasse. Von dort aus sah man zwei spitzförmige und nah beieinander liegende Inseln am Horizont.


Die Skelligs.

Die beiden Inseln sind ~ 12 km vom Festland entfernt. Eine davon beherbergt noch heute eine der weltgrößten Basstölpelkolonien. Auf der anderen ist ein Kloster, dessen Ursprung bis ins Jahr 588 reichen soll. Wir beschlossen die Inseln sich selbst zu überlassen, denn lt. unserem Reiseführer soll es dort keinen Pub geben. Denn nach all der Kultur war es unserer Meinung nach so langsam an der Zeit für ein großes Glas.

Zuvor besuchten wir noch eine Pralinenwerkstatt , die man von außen kaum als solche erkennen konnte. Jedenfalls soll diese Minifabrik mit Meerblick der Haus & Hoflieferant der Royals aus London sein. Wir nahmen die Chance war und kauften für die daheimgebliebenen Frauen eine Überdosis Kalorien.

Über Waterville ( Charly Chaplin hat in diesem Nest öfter seinen  Urlaub verbracht. Zur Belohnung hatte man Ihn eine Bronzestatue auf die Promenade gestellt. Es gibt wohl keinen Touribus, der dort nicht anhält und dessen Gäste sich dann mit dem kleinwüchsigen Komiker ablichten  ) kamen wir dann in der Nähe von Catherdaniel zum Derrynane House -National Historic Park.  Im Park wurden dann die Lagen mit Lachs geöffnet . Dazu gab es Brot und Dosenbier.

     

Nach dem “ lecker Essen “ ging es kurz an den Strand und anschliessend weiter in Richtung Sneem . Das Wetter wurde übrigens von Tag zu Tag besser. Noch am Morgen schüttete es Cats & Dogs vom Himmel herab. Fragt mal den Radfahrer  . . . . . .

Und genau den haben wir am Nachmittag des gleichen Tages in Sneem wiedergetroffen. Wo ? Natürlich im dörflichen Pub.

Das Bild des Pubs stammt natürlich aus 2003 . Das Google 7 Jahre später schon halb Europa fotografiert haben würde und das man mit Hilfe des Tools virtuell an die Plätze einer Reise zurückreisen könnte, hätte man damals sicherlich noch als Science Fiction abgetan.

Wir fuhren nach der Stärkung dann weiter in Richtung Killarney. Der Rastplatz am Ladies View gab einen schönen Blick auf den Killarney Nationalpark frei. Am letzten Tag der Reise sollten wir diese Gegend wesentlich intensiver kennenlernen dürfen. Dazu später mehr …..

Gleiches galt für Ross Castle ( eine Festung aus dem 16. Jahrhundert ) und den Lough Lane ( der größte See der Gegend ) bei Killarney. Auf dem Weg hatten wir aber noch einen weiteren Break am Torc Waterfall.

             

Where is Dick Mack´s ?

„Dick Mack´s is opposite of the Church . And where is the church ?
Opposite Dick Mack´s “

So oder so ähnlich lauten die Antworten der Dingle Lokalisten wenn man nach dem schönsten Pub der Weltfragt ( zumindest kenne ich keinen schöneren ) Diese und weitere Erklärungen zu möglichen „Kneip-Kur-Aufenthalten“ in Dingle  hatte uns Franz während der Anfahrt zur Dingle Halbinsel erläutert. Diese liegt nördlich der Kerry Halbinsel und bietet atemberaubende Ausblicke entlang der Küstenstrasse.

Aber zurück zu Dingle. Der Ort erfüllt jedenfalls alle Voraussetzungen für die Durchführung einer Guinness Tour. Allein in der Nähe des Hafens sind diverse Pubs mit Wohlfühlfaktor . Für einen der Pubs  hatten wir einen Gutschein für ein „freies Essen“ unserer Wahl von Franz erhalten. Und wegen der Hafennähe gab es reichlich Fisch zur Auswahl. Aber noch besser als der Hauptgang war die Suppe. Wer einmal in Irland eine gute Fischsuppe gegessen hat, der weiß wovon ich spreche . . .

   

Wir verbrachten den Rest des angebrochenen Abends mit einer Kneip-Tour . Allerdings sind die Details des Abends bis auf rudimentäre Erinnerungen an eine Skatrunde verblaßt. Ganz im Gegenteil zum Abend des Folgetages. Dieser ist mir so in Erinnerung,  als wäre es gestern gewesen. Der Tag der 12 Pints  ( gut 22 % des Wochenkonsums an einem Tag ! ! ) begann relativ harmlos mit dem Besuch eines Aquariums a´ la SeaLife. Besonders beeindruckend war dort ein riesiges Becken welches sich Haie, Korallenfische, Rochen und Schildkröten teilen. Man stand vor einer gut 8 Meter hohen Glasfront und konnte die Tiere in einem fast natürlichen Umfeld beobachten.

Nach dem lebendigen Fisch gab es im Ort dann einen Boxenstop in einem Pub und als zweites Frühstück einen Snack in Form einer weiteren Fischsuppe. Dazu orderten wir die ersten Pints Murphy´s und Carlsberg. Im Pub ließen wir uns dann spontan Papier, Stifte und eine leere Weinflasche mit Korken geben.  Doch was auch immer wir damals auf der Botschaft niedergeschrieben hatten, eine Antwort haben wir leider nie erhalten. Die Pulle hatten wir bei der anschliessenden Kutterfahrt in der Dingle Bay dem Atlantik übergeben. Eigentlicher Grund der „einstündigen“ Kutterfahrt war nicht vorrangig die Flaschenpost, sondern eher die Mär um den Delphin Fungie. Dieser soll seit fast 30 Jahren in der Bucht leben .

      

Statt Fische zu fangen, ködern die Skipper des Ortes Tausende von Touristen mit der Chance, den Delphin aus direkter Nähe zu sehen. Für den seltenen Fall, dass „the BigFish“ sich nicht sehen läßt, würde der Preis des Törns zurückererstattet.  So zumindest werben die diversen Gesellschaften an der Mole. Ich wette, dass Fungie von der Ortsmarine drogensüchtig gemacht wurde und das nicht verkaufte Fischsuppen als Lockmittel ein Auftauchen garantieren. Wie auch immer; wir konnten die Pulle wassern, hatten atemberaubende Blicke auf die Küste und als Zugabe kam dann auch noch Flipper.

Zurück an Land stöberten wir ein wenig in den Touri-Shops Dingles und betätigten uns als nächstes sportlich. Hannie Agnes´s Schankraum bietet neben der Auswahl an diversen Stout´s und Ale´s die Möglichkeit , Pool spielen zu können. Beide Angebote nahmen wir an und sorgten damit am Nachmittag für ein nicht geplantes Umsatzplus des Restaurateurs (wiki).

Nach dem Pool ging es dann die Strasse rauf in den „schönsten Pub der Welt “ Der Pub hat links und rechts der Eingangstür zwei Schaufenster mit Auslagen, die eher an ein Schuhgeschäft, als an einen irischen Pub erinnern. Einzig auffällig sind die, vor dem Pub im Gehweg eingelassenen Messingplatten, auf denen die Namen von bekannten Schauspielern wie Sean Connery, Robert Mitchum, and Julia Roberts zu lesen sind. Robert Mitchum war wie die anderen als Gast im Pub; allerdings nicht als Urlauber, sondern als Schauspieler. Der mit einem Oskar ausgezeichnete Film Ryan´s Daughter wurde 1970 auf der Dingle Halbinsel gedreht. Wie Mitchum waren Anfang der 90er auch Tom Cruise und Nicole Kidman bei Drehpausen zum Film Far and Away ( In einem fernen Land ) im Pub. Ach ja; wir waren auch da.

Der äußere Eindruck bzgl. des Schuster oder- Schuhgeschäftes setzte sich innen fort. Allerdings nur auf der linken , bzw. auf der Stirnseite des Raumes. An den Wänden stehen Regale mit Schuhen und Stiefeln, Kästen mit Absätzen und Nägeln und sonstigem Zubehör eines Schusters. Vor der Regalwand ist ein Tresen, an dem man heutzutage davor und dahinter an Barhockern sitzen kann. Wenn man an der immer noch vorhandenen Granitplatte am Tresenende sitzt, fühlt man sich fast selbst wie Dick Mack´s . Sein Abbild ist auf Öl festgehalten und hängt gerahmt auf der „Schusterseite“ des Raums.

Rechts von der Tür steht ein Tresen der Extraklasse.

Bilder sagen allerdings mehr als Worte :

Im Pub waren nicht wirklich viele Gäste an diesem Abend . Ein paar amerikanische Touristen , ein Schotte namens Noal und ein paar Regulars ( Stammgäste )  aus dem Dorf. Mittig des Tresens saß ein untersetzter grauhaariger Ire, der mit einer Akustikgitarre in die Bar kam. Jetzt könnte man meinen, dass er als Verbündeter des Wirtes den Touri´s ein paar irische Volkswaisen spielen solle, um den ansonsten schwachen Umsatz des Mittwoch Abends ankurbeln. Aber statt dessen bestellte er sich Whiskey pur und machte keine Anstalten die Klampfe zu benutzen.

Ein „Alter“ aus dem Dorf und eine „mittelalte“ Singledame ( Sie war wirklich keine Schönheit .. ) tranken in gleicher Frequenz wie wir.

Schnell wurden Dirk & Dirk in die Gespräche unter den Gästen eingebunden. Mit zunehmender Anzahl der „grossen Gläser“ lockerte sich die mittlerweile an´s Englisch gewohnte Zunge. Ich selbst erzählte den Iren irische Witze über Säufer und andere Gestalten . Die Schönheit machte sich im Gegenzug über uns Deutsche lustig.

Die Welt sei vollkommen verrückt geworden ……
Der beste Golfspieler der Welt sei ein Farbiger. ( Tiger Woods )
Der beste Rapper der Welt sei ein Weißer ( Eminem )
Und die Deutschen wollen nicht in den Krieg ziehen ( Irak )
Kein traditioneller,  aber ein typisch irischer Witz mit Tiefsinn.

Wir nahmen es mit Humor und hätten heutzutage mit folgendem Joke gekontert.
A blonde woman is filling a credit card application form :

Name : <<<<<<<<Rebecca Nelson
Date of birth: <<<<12/12/1982
Sex: <<<<<<<<<<<twice a day